GFPS e. V. > Programm > Archiv > 2017 > Tandemsprachkurs Deutsch/Tschechisch
Was ich eingangs sagen sollte: Unterricht haben wir auch gehabt. Ich erwähne das, weil die Standartreaktion meiner Freundinnen und Freunde auf meine begeisterten Erzählungen aus zwei Wochen Deutsch-Tschechischem GFPS Tandemsprachkurs oft genug war: „Klingt nach einem tollen Urlaub“.
Aufwärmspiel vor dem Tandem
Tandem Deutsch Tschechisch
Tandemsprachkurs Deutsch/Tschechisch
Ausflug ins Becherovka Museum in Karlovy Vary 10.10.2017
Spieleabend 10.10.2017
Abendessen am Lagerfeuer 10.10.2017
Bergbaumuseum in Johanngeorgenstadt 10.10.2017
Und so sehr Unrecht hatten sie damit gar nicht. Sogar das das Motto des Tandems: „Lernen, wo andere Urlaub machen“ traf auf unsere Hütte im böhmischen Erzgebirgsdorf Pernink zu, das sonst vor allem vom Skitourismus lebt. Die Skipiste war natürlich unbefahrbar. Bei fast konstantem Sonnenschein und Temperaturen, die sich oft den dreißig Grad näherten, bereute aber wohl keiner der zwölf Teilnehmenden, dass unser fünfköpfiges Orga-Team den Kurs wie jedes Jahr auf Mitte August gelegt hatte. Tagsüber wurde also fast jede freie Minute draußen verbracht, wozu sich der von Felsen und Wanderwegen durchzogene Wald um Pernink auch perfekt anbot. Zumindest ich persönlich kann nicht behaupten, in irgendeinem Urlaub mehr wilde Blaubeeren gesammelt zu haben. Wenn ich mich daran erinnere, wie viele von uns gelegentlich in den Wald verschwanden, um wenig später mit blau-violett verschmierten Händen und Gesichtern zurückzukommen, kann ich sicher davon ausgehen, dass ich damit nicht allein war.
Dass gemeinsame Freizeitaktivitäten Lerngruppen zusammenschweißen, die Stimmung im Unterricht entspannen und langfristig für ein besseres Lernergebnis sorgen, ist vermutlich in den Bachelorarbeiten zahlloser Sozialpädagogik-Studierender belegt. Wie sehr dies allerdings auch dann zutrifft, wenn die Mitglieder besagter Gruppe zwei unterschiedliche Sprachen sprechen und sich teilweise anfangs gar nicht verständigen können, hat uns allerdings alle überrascht. War ich bei der Tandemaufgabe am ersten Tag, dem zweisprachigen Beschriften sämtlicher Gegenstände in der Hütte, noch heillos froh, dass meine Tandempartnerin wesentlich besser Deutsch sprach als ich Tschechisch, hatte ich nach einer Woche keinerlei Probleme mehr damit, mich beim Kochtandem in sehr gebrochenem Tschechisch über besagte Blaubeeren zu unterhalten. Das was bestimmt dem wirklich sehr guten Sprachunterricht zu verdanken, aber vermutlich nicht weniger der Tatsache, dass gemeinsames Wohnen, Felsklettern und Kartenspielen Sprachbarrieren rapide abbauen.
Einen besonderen Stellenwert nahm dabei neben der Rallye in Karlovy Vary und der Bergwerk- und Hochmoorwanderung in Johanngeorgenstadt, den abendlichen Lagerfeuern und gemeinsamen Spül-Schichten das mehrsprachige Musizieren ein. Von genügend mährischem Weißwein aufgelockerte Deutsche, die nach erst drei Tagen Tschechischunterricht „Projížděl jsem dědinou cestou na Vizovize“ zu singen versuchten, sorgten dabei meist für sehr viel Belustigung bei den tschechischen Mitsingenden. Spätestens aber als diese dran waren die „Luftaufsichtsbarracke“ fehlerfrei zu rezitieren wendete sich das Blatt. Zwar muss das zukünftige Orga-Team, das wie jedes Jahr aus Teilnehmenden des letzten Kurses bestehen wird, bis nächsten August noch an den eigenen Gitarren-, Ukulele- und Singen-in-Fremdsprache-Skills arbeiten, aber zumindest Polka tanzen haben wir alle fehlerfrei gelernt.
Festzuhalten ist, dass Deutsch und Tschechisch zwar beide den Ruf haben keine einfachen Sprachen zu sein, dass sie aber beide durchaus erlernbar sind. Außerdem sind sie, (abgesehen von der Tatsache, dass in Tschechien penibel auf den Mahlgrad von Mehl geachtet wird, von dem unter uns Deutschen noch nie jemand auch nur gehört hatte) vermutlich einer der größten Unterschiede zwischen Deutschland und Tschechien. Neben der oftmals erwähnten geteilten Vorliebe für gewisse hopfenhaltige Getränke verbanden die Teilnehmenden aus beiden Ländern auch sehr viele persönliche Dinge – schließlich waren wir alle mit der Motivation gekommen, nicht nur die jeweils andere Sprache, sondern auch unsere Nachbarn ein wenig besser zu verstehen.