Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Die Geschichte der GFPS e. V.

Anfang der 1980er Jahre schob der Eiserne Vorhang allen Hoffnungen polnischer Studierender, Westdeutschland kennen zu lernen, seinen Menschen zu begegnen oder gar dort zu studieren, einen Riegel vor. Umgekehrt war es zwar möglich, doch eine äußerst exotische Sache: Westdeutsche Studierende konnten zwar eine polnische Universität besuchen, trafen bei Freunden und Bekannten damit jedoch häufig auf Unverständnis, da das Leben in einem Land des »Ostblocks« wenig attraktiv erschien und nach ganz anderen Regeln ablief als im Westen. Der Freiburger Student Georg Ziegler entschied sich jedoch bewusst für einen längeren Aufenthalt an der Katholischen Universität Lublin, von dem er mit einem reichen Schatz an Erfahrungen und positiven Eindrücken nach Deutschland zurückkam. Um seinen polnischen Kommilitonen ähnliche Erfahrungen zu ermöglichen, setzte er sich in den Kopf, wenigstens einem von ihnen allen politischen Barrieren und aller Bürokratie zum Trotz einen Studienaufenthalt in Freiburg zu ermöglichen.

Durch viel persönliche Hartnäckigkeit gegenüber den Behörden und nach einer erfolgreichen Spendenaktion gemeinsam mit anderen Freiburger Studierenden konnte es schließlich möglich gemacht werden, dass ein polnischer Student der Germanistik nach Freiburg eingeladen wurde: Die Kirche spendete eine Kollekte, jemand stellte ein Fahrrad zur Verfügung, andere räumten ihr über die Semesterferien freies Zimmer. Unterstützt durch polnische und deutsche Professoren sowie andere, die von der Idee hatten begeistern lassen, konnten die Anstrengungen jedes Semester wieder zum Erfolg führen. Um jedoch möglichst vielen polnischen Studierenden einen Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen, mussten weitere Wege zur Finanzierung gefunden werden. Zu diesem Zweck hoben 1984 in Freiburg 18 Gründungsmitglieder einen Verein aus der Taufe: die GFPS – »Gemeinschaft zur Förderung von Studienaufenthalten polnischer Studenten in der Bundesrepublik Deutschland e.V.«

Als Geldgeber konnte die Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart gewonnen werden – sie bewilligte den Antrag des frisch gekürten Vorstandes auf finanzielle Unterstützung der Stipendiaten. Um deren Betreuung kümmerten sich immer mehr sog. Stadtgruppen, die so von Anfang an die Basis der GFPS bildeten: Freunde und Mitglieder der GFPS erledigten die Zulassung des Stipendiaten an der Universität, suchten ein Zimmer, halfen vor Ort bei der Erledigung der Formalitäten und erleichterten den Stipendiaten das Einleben. Schon bald schlossen sich Polenbegeisterte aus anderen Regionen Deutschlands an, so dass die Aktivitäten des Vereins um Seminare, Sprachkurse, Benefizkonzerte und anderes erweitert werden konnten. Ein wichtiger Bestandteil des Stipendienprogramms wurden die semesterbegleitenden Stipendiatenseminare und Städtetage – jeweils organisiert von einzelnen Stadtgruppen. Hier war ein Zusammentreffen aller Vereinsmitglieder mit »ihren« Stipendiaten und ein reger gegenseitiger Austausch möglich. Alljährlich wurde das einwöchige GFPS-Forum organisiert, das unter einer wechselnden Thematik die Möglichkeit zur Auseinandersetzung miteinander und übereinander bot: Hier konnten Standpunkte ausgetauscht, Problemstellungen erläutert und Blickwinkel diskutiert werden. Um einander noch besser zu verstehen und den Kreis derer zu erweitern, die sich an diesem deutsch-polnischen Dialog beteiligen sollten, wurden seit 1989 Polnischsprachkurse organisiert, die seitdem wenigstens ein Mal jährlich angeboten werden.

In den Jahren nach der Wende 1989 änderte sich die Situation zwischen Deutschland und Polen rasant, viele bürokratische Hindernisse fielen weg, Polen und Deutschland rückten näher zusammen. Im Stipendienbereich engagierte sich nun auch der DAAD verstärkt in Polen, und das Tempus-Programm der EU begann zu greifen. Die GFPS arbeitete weiter – immer noch ehrenamtlich, immer noch auf studentischer Initiative basierend und mit minimalem bürokratischen Aufwand. Im Gegensatz zu den großen Stipendienorganisationen profilierte sie sich nun erst recht als Gemeinschaft, als eine Organisation, die neben der finanziellen Hilfe besonders auf den persönlichen Kontakt zwischen deutschen und polnischen sowie seit 1999 auch tschechischen Studierenden Wert legt. Viele langjährige Freundschaften zeugen vom Erfolg des Konzepts.

Aus Begeisterung an der Idee gründeten im Jahr 1994 ehemalige Stipendiaten die polnische Partnerorganisation GFPS-Polska, die seitdem deutschen Studierenden einen Studienaufenthalt in Polen ermöglicht. Im November 1998 taten tschechische Studierende, die am GFPS-Sommerforum teilgenommen hatten, es ihnen nach und gründeten in Ústí nad Labem die dritte Organisation im Bunde: Janua linguarum reserata (seit 2004 GFPS-CZ). Durch diese Erweiterung entstand ein in dieser Form einzigartiges trinationales Dreieck zwischen Polen, Tschechien und Deutschland. Als Konsequenz aus dieser Entwicklung benannte sich die GFPS – unter Beibehaltung der weithin bekannten Abkürzung – um in die »Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa«. Seit diesem Zeitpunkt werden viele Seminare und die jährlichen Foren trinational organisiert und das Programm um einen Tschechisch-Sprachkurs erweitert.

Texte zur Entstehung der GFPS: