Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

GFPS e. V. > Verein > Aktuell > 02.05.2016

Städtetage in Frankfurt (Oder)/Słubice

[Photo] Teilnehmer_innen der Städtetage
Teilnehmer_innen der Städtetage.

Geteilte Städte sind ein Phänomen, das typisch für Mittel- und Osteuropa ist, eine Region, in der man die komplizierte Geschichte an jeder Straßenecke wiederfindet. Frankfurt (Oder)/Słubice an der polnisch-deutschen Grenze und Cieszyn/Český Těšín an der polnisch-tschechischen Grenze können dafür als Beispiele dienen - in all diesen Städten wird das urbane Gewebe, einst von Staatsgrenzen durchtrennt, langsam wiederhergestellt.

Doch die Reintegration von Städten wie Frankfurt (Oder) und Słubice findet nicht nur auf urbaner, sondern auch auf sozialer Ebene statt. Deshalb würde sie nicht funktionieren ohne Treffpunkte, die von der Gesellschaft auf beiden Seiten der Grenze angeregt werden. Die Städtetage in Frankfurt (Oder)/Słubice, organisiert von der Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e.V., stellten einen dieser Treffpunkte dar.

Die Städtetage fanden vom 21. bis 24. April statt und boten den Einwohner_innen beider Städte sowie den Gästen aus Polen, Deutschland, Tschechien und Belarus - hauptsächlich Mitgliedern und Stipendiat_innen von GFPS e.V. - zahlreiche Veranstaltungen. Das Programm umfasste Kunst- und Medienworkshops, Präsentationen, Vorträge, Sport und Stadtbesichtigungen. Ein großer Teil der Städtetage spielte sich dabei im verbuendungshaus fforst ab, einem selbstverwalteten, internationalen Studentenwohnheim und Veranstaltungsort in Frankfurt (Oder).

Die Teilnehmer_innen fanden sich am Donnerstag zum Abendessen zusammen, gefolgt von einem Treffen mit Prof. Alexander Wöll, dem Präsidenten der Europa-Universität Viadrina, der das spezielle, osteuropäisch orientierte Profil der Universität ausführte, das sich heute besonders auf die Ukraine fokussiert. Der Freitag begann mit einer Stadtführung geführt von Michael Kurzwelly, dem Gründer des sagenhaften Projektes „Nowa Amerika”, das eine mögliche Welt im Grenzgebiet wiederspiegelt. Nach dem Mittagessen wurden die Teilnehmer_innen zu einem Crashkurs der ukrainischen Sprache sowie zu den sportlichen Veranstaltungen wie Klettern und Bogenschießen eingeladen. Das Programm für Samstag umfasste einen Ausflug zum verlassenen jüdischen Friedhof in Słubice, einen Land Art- und einen Podcast-Workshop sowie einen Abend mit ukrainischer Kultur, vorbereitet von ukrainischen Student_innen der Viadrina. Die Städtetage in Frankfurt (Oder)/Słubice endeten mit einem gemeinsamen deutsch-polnischen Theaterstück.

„Das Programm der Städtetage war voller interessanter Veranstaltungen, wenn es auch teilweise sehr ermüdend war. Ich finde solche Initiativen hilfreich im Kontext der Integration im Grenzgebiet, die - basierend auf meinen Erfahrungen während des Podcast-Workshops - dringend nötig ist. Die Leute auf beiden Seiten der Grenze sind eher verschlossen. Ich glaube fest daran, dass wir, die junge Generation, die Möglichkeit haben, dies zu ändern”, sagt eine der Teilnehmerinnen.

Können getrennte Städte wieder vereinigt werden? Veranstaltungen wie die Städtetage in Frankfurt (Oder)/Słubice könnten ein erster Schritt auf diesem langwierigen und beschwerlichen Weg sein.

Bericht von Kaja Puto, Journalistin aus Krakau und aktuelle GFPS-Stipendiatin in Berlin

Kaja Puto

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