Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Wir sind das Volk?! Dresden im Jahr 1989 und seine (trans)nationalen Erzählungen bis heute

Vom 07.-10.11.2020 fanden die Städtetage in Dresden statt.

[Photo] Blick über Děčín
Blick über Děčín.

Was erwartet eine*n Anfang November in einer Stadt, die sich selbst gerne „Elbflorenz“ nennt? Ja, leider auch Regen und spätherbstliche Kälte. Viel wichtiger aber: eine ganze Menge interessierter junger Menschen und vier Tage buntes Programm rund um die Zeitenwende vor dreißig Jahren in Dresden, Deutschland und Mittel- und Osteuropa!

Wenn langersehntes Wiedersehen auf schüchternes Händeschütteln trifft und sich das Sprachenwirrwarr irgendwie doch melodisch anhört, sind wir schon mittendrin auf den GFPS-Städtetagen. Der Donnerstagabend begann auch diesmal traditionell mit einer Begrüßung aller Teilnehmenden, der Vorstellung des Programms der kommenden Tage und einer Reihe von Kennenlernspielen. Bei Varianten von Schere-Stein-Papier oder Speed Dating wurden fleißig Namen gelernt, Persönliches voneinander erfahren und natürlich viel gelacht. Anschließend tauschten wir uns über persönliche und familiäre Erzählungen von „1989“ und den Jahren der Transformation aus; auch über öffentlich vermittelte Bilder zum Thema der Städtetage wurde diskutiert.

[Photo] Stadtführung mit Taube
Stadtführung mit Taube.

Am Freitag ging es gleich intensiv los. Auf der Stadtführung in Kleingruppen lernten wir die wichtigsten Stationen der friedlichen Revolution in Dresden kennen. Wie auf einem der Fotos zu sehen, interessierte sich neben uns bald auch ein blinder (gefederten) Passagier für die jüngste Geschichte der Stadt.

[Photo] Stips und Vorstände
Stips und Vorstände.
[Photo] Der Vorstand von e V  stellt die GFPS vor
Der Vorstand von e V stellt die GFPS vor.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen ging es in die Sächsische Landeszentrale für Politische Bildung. Dort wurden den neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten von der Referentin Lydia Haferkorn ihre Urkunden überreicht und sie damit offiziell in der GFPS willkommen geheißen. Es folgte intensive Kleingruppenarbeit in drei thematischen Workshops, durch deren verschiedenen Zugänge – historisch, politisch oder kulturell – die Teilnehmenden dabei ganz unterschiedliche Perspektiven auf den Themenkomplex erhielten:

  • Eine Gruppe tauschte sich unter der Leitung von Juniorprofessor Dr. Tim Buchen über (unterschiedliche) Wahrnehmungen zur Bedeutung des Mauerfalls in den „GFPS-Ländern“ aus und diskutierte Begriffe wie „Wende“, „Wiedervereinigung“ oder „Fall des Eisernen Vorhangs“.
  • Zusammen mit dem Theaterpädagogen Frank Hohl näherten sich weitere Teilnehmende dem Thema anhand von Aufwärmmethoden aus dem Theaterkontext assoziativ und entwickelten in Gruppen kleine Szenen, die beispielsweise den Konflikt und die Ambivalenz zwischen dem Bedürfnis nach persönlicher Freiheit und dem Zusammenhalt mit Familie und der „Heimat“ zeigten. Besonders berührend und bereichernd empfanden viele Teilnehmende den Austausch mit den belarussischen Stipendiatinnen, welche Aspekte wie den eben genannten besonders beschäftigen.
  • Im dritten Workshop berichtete der ehemalige Dresdner Bürgermeister Herbert Wagner davon, wie er die Zeit der Wende miterlebt und politisch mitgestaltet hat. Abends ging es gemeinsam in den Kulturpalast in die Dresdner Altstadt, um die Ausstellungseröffnung „1989 Zeitenwende: Osteuropa zwischen Friedlicher Revolution und Gewalt“ inklusive einer Paneldiskussion mitzuerleben.

Nach so einem langen Tag voller spannendem Input und Diskussionen war der entspannte Ausklang in der Neustadt nur verdient!

[Photo] Spiel und Spaß beim Warten auf den Zug
Spiel und Spaß beim Warten auf den Zug.

Der Himmel grau, wir aber in alter Frische, starteten am Samstag nach dem Frühstück in Richtung tschechische Grenze. Überpünktlich am Bahnhof angekommen, überbrückten wir die Wartezeit noch mit ein paar Gruppenspielen wie ZipZap oder Stille Post. In Děčín startete unsere Rundwanderung, die uns über einen tollen Aussichtspunkt schließlich ins (nicht tschechische, aber sehr leckere indische) Restaurant führte. Zur Verdauung gab es anschließend noch einen Spaziergang zum Schloss, in dessen Innenhof zufällig sogar ein kleines Stadtfest mit Rockband stattfand – perfekt zum Tschechisch Lernen! Die Grenze erneut unbemerkt überquerend, fuhren wir nachmittags wieder mit der Regionalbahn zurück. Im Hostel warteten schon die Programmpunkte Vorstands- und Einzelgespräche mit den Stips – und für manche auch das Bett für eine kurze drzemka (pl. für Nickerchen), um für den anschließenden Abschlussabend fit zu sein.

Hoppla, schon Sonntag?! Nach einem ausgiebigem Brunch am Hostel-Buffet folgten in gemütlicher Atmosphäre die Danksagung und eine Feedbackrunde. Wer danach nicht schon los musste und/oder noch mehr von der jüngsten Geschichte der Stadt erfahren wollte, schloss sich dem Besuch der Gedenkstätte Bautzner Straße an. Schön war’s wieder einmal, wir freuen uns auf das nächste Projekt! Do zobaczenia wkrótce, brzy na shledanou, до скорого, до зустрічі, да сустрэчы!

Lotta Storm