GFPS e. V. > Programm > Archiv > 2011 > Wrocław kennenlernen?
Am 3. August 1811 wurde die Universität Breslau als "Schlesische Friedrich-Wilhelm-Universität" neu gegründet. Damit verbunden war die Verlagerung eines Großteils des Personals und der Bibliothek der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) nach Wrocław. Anlässlich des 200. Jahrestages der heutigen Universität Wrocław und der Neugründung der Europa-Universität Viadrina vor 20 Jahren, wurde am 3. August 2011 eine Ausstellung zur Universitätsgeschichte in der Altstadt vor dem Rathaus Wrocławs eröffnet. Eine Delegation von 22 Studierenden repräsentierte die Viadrina bei der feierlichen Eröffnung. Die Exkursion wurde in Zusammenarbeit der Universitäten und der GFPS-Gruppen (Gemeinschaft für Studentischen Austausch in Mittel- Osteuropa e.V.) beider Städte ermöglicht.
Dienstag, 02.08.11
Vom Bahnhof in Frankfurt (Oder) ging es mit einem gemütlich fahrenden, polnischen Regionalzug über Poznań nach Wrocław. Da die Stimmung innerhalb der Gruppe bereits bei der Anfahrt sehr gut war, kamen alle sehr schnell miteinander ins Gespräch. Am Abend gab es zusätzlich noch eine Vorstellungsrunde und Sprachanimationsspiele. Die Strapazen der Reise waren schnell vergessen, als wir später in einem griechischen Restaurant speisten und den Tag auf einer Aussichtsplattform des Wohnheims im 12. Stock mit Blick über die Stadt ausklingen ließen
Mittwoch, 03.08.11
Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, denn die Universität Wrocław wartete. Dort führte uns Professor Jan Harasimowicz, Direktor des Museums der Universität, durch die beeindruckenden Räumlichkeiten und erzählte Erstaunliches über deren Geschichte, die eng mit derjenigen der Viadrina verknüpft ist. Wir waren überwältigt von der Gastfreundschaft und den „polnischen Überraschungen”. Zu diesen gehörten der offizielle und herzliche Empfang, Geschenktüten und ein spontanes Klavierkonzert in der Aula Leopoldina des Prorektors der Universität, Adam Jezierski."Ich möchte Euch einmal die fantastische Akustik dieses Raumes demonstrieren" sagte der Prorektor und setzte sich prompt ans Klavier. Punkt zwölf Uhr wurde die Ausstellung zum 200-jährigen Jubiläum der Universität auf dem Rynek (dt. Markt) in der Altstadt feierlich eröffnet. Unsere strahlend gelben T-Shirts mit dem Uni-Logo der Viadrina entfalteten ihre volle Wirkung, als wir als Delegation während der Eröffnungsrede auf die Bühne gerufen wurden.
Beim anschließenden Mittagessen in der Mensa, die uns mit ihrer großen Auswahl an Gerichten begeisterte, konnten wir uns ausgiebig stärken. Am Nachmittag folgte eine Stadtführung, welche die historischen und modernen Seiten der Stadt beleuchtete und das Rätsel der vielen Zwergfiguren (pl. krasnale) in Wrocław lüftete. Alles in allem ein langer Tag mit vielen Eindrücken und interessanten Begegnungen. Beim Abendessen konnten wir uns kurz ausruhen, bevor es weiter zur Fontänen-Show auf dem Gelände der Jahrhunderthalle (pl. Hala Stulecia) ging. Zu guter Letzt landeten einige noch in einer Kneipe mit Wohnzimmer-Flair, die mit ihren Schaukeln an der Bar lockte, gleich neben dem Wohnheim.
Donnerstag, 04.08.11
Wieder stand ein aufregendes Programm auf der Tagesordnung. Die morgendliche Müdigkeit war schnell abgeschüttelt, als uns Ilona Antoniszyn-Klik, die Vize-Wojewodin Niederschlesiens zu einer Gesprächsrunde im Regierungssitz empfing.
Das Gespräch berührte aktuelle Themengebiete zu Polen, Deutschland und der Europäischen Union allgemein. Nicht nur wir waren sehr beeindruckt von der Persönlichkeit der Vize-Wojewodin, einer ehemalige Studentin der Viadrina. Auch hinterließen wir als Delegation einen guten Eindruck. Nach der Gesprächsrunde führten uns Mitarbeiter der Vize-Wojewodin zu zwei EU-geförderten Projekten, das im Bau befindliche Stadion für die Fußball-EM 2012 und das Kongresszentrum, die Jahrhunderthalle (pl. Hala Stulecia). Bei dieser Gelegenheit wurden uns abermals die enorme Dynamik und Motivation, die in Wrocław und in ganz Polen vorherrschen, deutlich vor Augen geführt. Ein weiterer Höhepunkt sollte das mittägliche Treffen mit dem Stadtpräsidenten Breslaus, Rafał Dutkiewicz sein. Leider wurde der Termin kurzfristig abgesagt. Am Nachmittag stand der Besuch des Museums mit dem Panorama von Racławice an. Dieses 360° Rundbild zeigt den Sieg der polnischen Armee über die russische in der Schlacht bei Racławice 1794. Den Abend ließen wir in einem der beliebtesten Pubs in Wrocław gebührend ausklingen, wobei wir einen Vorgeschmack auf die EM 2012 bekommen konnten, als wir hören (lauschen) konnten, wie andere Besucher des Pubs den Wrocławer Fußballclub anfeuerten.
Freitag, 05.08.11
Das Motto dieses Tages war "Juden in Breslau". Morgens bekamen wir eine sehr informative Führung durch das Edith-Stein-Haus. Edith Stein (1891 bis 1942) stammt aus Breslau und ist eine bekannte polnische Philosophin. Sie konvertierte vom Juden- zum Christentum und kam im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ums Leben. Bei einer Gruppenarbeit, die sich mit der Situation der Juden zur Zeit des Zweiten Weltkriegs beschäftigte, folgten spannende Diskussionen, die keinen Zweifel daran ließen, dass uns das Thema gepackt hatte.
Ein Teil der Gruppe besuchte anschließend den alten jüdischen Friedhof am Rande Stadt. Eine weitere Gruppe erkundschaftete, von einem der höchsten Kirchtürme aus, die Stadt von oben. Abends ließen wir die Exkursion bei einem köstlichen Buffet, welches für uns vorbereitet wurde, ausklingen. Und auch danach zog es uns ins Nachtleben von Wrocław, um sowohl den letzten gemeinsamen Abend als auch die gelungene Exkursion zu feiern.
Samstag, 06.08.11
Nach ereignisreichen Tagen stand nun schon die Heimreise an. Diesmal hatten wir uns gegen Regionalzüge und damit für die schnellere Reisevariante entschieden. Bis zum letzten Moment zeigte sich ein starkes Gruppengefühl, das diese Exkursionstage geprägt und sehr bereichert hat.
Die Exkursion war ein voller Erfolg und für alle Beteiligten sehr gewinnbringend. Dies haben wir in erster Linie den beiden Universitäten und der GFPS Stadtgruppen zu verdanken, die ein spannendes Programm zusammengestellt haben. Aber auch ohne die finanzielle Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, wäre die Reise nicht möglich gewesen. Der Dank gilt natürlich ebenso all denjenigen, die uns so herzlich und gastfreundschaftlich empfangen haben. Wie wir in unserer kleinen Rede bei der Ausstellungseröffnung zu der Geschichte der Universität Wrocław gesagt haben, ist die Geschichte und Tradition der Zusammenarbeit unserer Universitäten ein wertvolles Erbe. Wrocław wird uns allen in sehr guter Erinnerung bleiben.
Anja Millow und Vera Geis