Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Das GFPS-Rezept: Leipziger Allerlei – ein Potpourri aus Lipsk, Verantwortung und Tanz

Vom 29. April bis 2. Mai 2010 fanden im schönen Leipzig die Städtetage der GFPS e.V. statt. Hier folgt der ausführliche Bericht.

Nach der Entdeckung Dresdens im letzten Herbst fanden die frühlingshaften GFPS-Städtetage vom 29. April bis zum 2. Mai 2010 in Leipzig statt – wohl auch um die strikte Neutralität der GFPS im innersächsischen Dualismus eben zwischen diesen beiden Städten deutlich zu machen.

Über vier Tage – darunter die Walpurgisnacht und der 1. Mai – nahmen wir Leipzig gegenüber verschiedene Stellungen ein, um auch wirkliche alle Facetten der prächtigen Stadt kennen zu lernen. Dabei erfuhren wir sehr schnell, dass diese hübsche Stadt noch viel mehr zu bieten hat als antinapoleonische Monumentalbauten. Wir traten mit der sehr aufschlussreichen Stadtführung eine kleine Reise in die Geschichte an und folgten den Spuren des pubertierenden Johann Wolfgang Goethe sowie des Johann Sebastian Bach.

Jenseits von Literatur und streng nach mathematischen Formeln komponierter Musik beschäftigten wir uns auch mit den jüngsten Ereignissen in Leipzig und der DDR. Insbesondere vor dem Hintergrund Leipzigs als Geburtshelferin der DDR-Bürgerrechtsbewegung ist hier Geschichte hautnah erlebbar, wie zum Beispiel beim Frösteln in der St. Nikolaikirche angesichts dessen, dass hier die berühmten Friedensgebete und Montagsdemonstrationen ihren Ausgangspunkt nahmen. Das Zeitgeschichtliche Forum zeigte uns auf sehr eindrucksvolle Weise, dass die Erkämpfung bürgerlicher Freiheiten gerade einmal ein GFPS-StipendiatInnenleben zurückliegt.

Am Freitag schifften wir bei unfassbar gutem Wetter auf der Weißen Elster in unserem beschaulichen Boot erst stromaufwärts und dann stromabwärts und bewunderten alte stilvolle Industriebauten, die nun zu Licht durchfluteten Lofts ausgebaut sind. Leipzig lernten wir aber auch von einer anderen Sonnenseite kennen.

Engagierte und geschichtsbewusste Menschen zeigten beim Courage-Konzert „Open Air für Demokratie & Toleranz”, dass sie Rassismus und Gewalt rechter Gruppen in ihrer Stadt nicht duldeten. Ausgrenzung und Xenophobie sind aber nicht nur Probleme dieser Milieus, sondern reichen auch gerade bis in die Mitte der Gesellschaft, wie wir beim Projekt „Bunte Gärten” des Vereins Brückenschlag e.V. lernen sollten. Hier schlägt ein beachtenswertes Kooperationsprojekt zwischen LeipzigerInnen und Asylsuchenden Wurzeln und trägt bereits erste Früchte. Die Idee: Flüchtlinge gewinnen durch eine Tätigkeit im Garten und die Einbindung in soziale Netzwerke mit anderen Flüchtlingsgruppen und Menschen aus Leipzig eigene Selbständigkeit, Aktivität und Handlungsmacht wieder zurück. Nach einer ausgiebigen Gartenbesichtigung aßen wir in dem Projekt „Bunter Laden” ausgesprochen leckere iranisch-afghanische Kost.

Die diessemestrigen GFPS-StipendiatInnen aus Belarus, Tschechien und Polen bekamen feierlich in den Räumlichkeiten des Polnischen Instituts in Leipzig ihre Urkunden verliehen. Das Polnische Institut ist gerade in Leipzig sehr präsent, wo Fußabdrücke slawischer Kultur und slawischen Lebens hinter jeder Straßenecke (es fängt beim Namen an, der sich aus dem altsorbisch-slawischen Lispk für Ort der Linde herleitet) auf ihre Entdeckung und Wiederbelebung warten.

Eine Stadtrallye durch Leipzig sollte zumindest einige Geheimnisse lüften: In Kleingruppen übten wir uns im Fährten lesen und wurden fündig. Dabei trat vielen Beteiligten die ungeheure Weite dieser Stadt ins Bewusstsein. Die Füße schmerzten, doch die Lösung des nächsten Rätsels sollte alle Blasen und Wadenmuskelkater heilen. Die schnellste und zugleich furchtloseste Gruppe war das Team po polski, Congratulations!

Zeit für Rekreation und die SiegerInnenehrung war dann auch auf dem finalen Abschiedsabend, den wir in Form eines Hoffestes begangen haben. Grillen & Chillen eingebettet in ein lebhaftes kulturelles Rahmenprogramm. Ein Ensamble (Akkordeon, Oboe, Trommel, Gitarre, Violine,…) begleitete uns, wie wir Volkslieder in allen GFPS-Sprachen zum Besten gaben. Als der Hauptact vorbei war, tanzten die letzten GFPSlerInnen ekstatisch und vom Rauch betört um das Feuer und zelebrierten bei den Klängen von Balkan Beats und Russendisko eine ganz eigene Walpurgisnacht.

Am nächsten Morgen lüfteten wir unsere geräucherten Haare bei einem lauschigen Brunch mit Oliven-Fetakäse-Salat und Ingwer-Kürbissuppe. Ein ganz großes Dankeschön an die Leipziger Stadtgruppe für die Organisation der großartigen GFPS-Städtetage.

Mathias Hankel