Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Gemeinschaft, Forschung und Kultur in der Stadt mit zwei Gesichtern

Vom 14. bis zum 17. Februar fand das Quadrat in Görlitz statt. 70 Studentinnen und Studenten und andere GFPSler aus, Deutschland, Polen, Tschechien und Belarus nahmen teil. Während der vier Tage berichteten die Stipendiaten über ihre Erlebnisse während ihres Auslandssemesters; vier Nationalitäten haben gemeinsam die Zeit verbracht.

Die Teilnehmer reisten aus verschiedenen Regionen an. Die längste Anreise dauerte neun Stunden. Am Zielort – einer Görlitzer Jugendherberge – begegneten alle einander mit Offenheit und Freude. Dieses Treffen wurde von der GFPS e. V. veranstaltet, um zum Erfahrungsaustausch der Stipendiaten untereinander beizutragen und um deren Auslandaufenthalt abzurunden.

Schon der erste Tag war erlebnisreich. Zwar kannten sich die in Deutschland studierenden Stips bereits von den Städtetagen in Halle, die am Semesteranfang stattgefunden hatten, aber nun gab es Gelegenheit auch Mitglieder der Vorstände des GFPS Polska und GFPS CZ sowie weitere aktive GFPSler gut kennen lernen. Dabei haben uns Kennenlernspiele geholfen, die enorm viel Spaß machten. Danach wussten alle, wer rote Unterwäsche trägt oder Italienisch spricht. Doch eingangs hatten wir nicht nur einander nicht gekannt, sondern waren auch in der Stadt Fremde. Deshalb machten wir einen besonderen nächtlichen Stadtbummel mit professioneller Stadtführung. Wie sich herausstellte, sieht Görlitz anders aus als Zgorzelec. Wenn man das Gefühl hat, von Werbeplakaten bombardiert zu werden, ist man nicht mehr auf der Görlitzer Flussseite; wenn man sich durch leergefegte Straßen und Plätze bewegt, entlang restaurierter, leerstehender Häuser, ist man nicht mehr auf der Zgorzelecer Seite.

Während des zweiten und dritten Tages hielten die Stipendiaten ihre Referate. Das war eine gute Möglichkeit festzustellen, was jeder einzelne der Stips in seinem Auslandssemester erlebt und gelernt hat und worüber er geforscht hatte. Das bot auch die Möglichkeit zu erfahren, wie das Studienland wahrgenommen wurde, was daran verwunderlich, überraschend, enttäuschend war. Wir erfuhren, wie der Palast der Wissenschaft und Kultur in Warschau erlebt wurde, warum Weißrussland eine andere Bedeutung hat als Belarus, warum Polnisch nicht so schwer ist, wie man gedacht hat oder was für die Identitätsbildung wichtig ist. Auch bot sich die Gelegenheit, Friedrich Zempel, Leiter des Referats Studentische Angelegenheiten im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst anzuhören und mit ihm über Stipendienförderung zu diskutieren. Das abendliche Kulturprogramm wartete mit einer Theateraufführung von Friedrich Dürrenmatts » Die Physiker« auf. Das ist in Wirklichkeit eine tiefschwarze Satire auf die menschliche Situation im Zeitalter der Atombombe. Angesichts der Möglichkeit der völligen Selbstvernichtung hat die Physik ihre Unschuld verloren. Wir waren Glückspilze, weil es eine Premiere war, die wir anschauen durften.

Zur Abwechslung besuchten wir am dritten Abend eine Görlitzer Bierbrauerei. Sie hat uns all ihre Geheimnisse entblößt.

Die Tage des Quadrats waren anspruchsvoll, anstrengend, aber auch sehr wertvoll. Doch was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Der vierte Tag war der Tag des Abschieds. Das erste Mal haben wir uns verabschiedet, aber ich vermute, dass das nicht das letzte Mal war.

Großen Dank den Organisatoren und allen Helfern im Hintergrund im Namen aller Teilnehmer!

Katarzyna Stańczak