Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Kraków, jeszcze nigdy tak jak dziś

Als Sprachkursstipendiatin bin ich mit meinen noch nicht ganz ausgereiften Polnischkenntnissen und gemischten Gefühlen zu den Städtetagen gefahren. Einerseits die Freude darüber, netten Menschen zu begegnen und ein paar Tage im schönen Krakau zu verbringen. Andererseits den Pflichtcharakter der Veranstaltung und Fragen wie: »Werde ich die anderen auch auf Polnisch verstehen?« und »Kann ich mich auf Polnisch überhaupt richtig ausdrücken?« im Hinterkopf. Doch ich wurde eines Besseren belehrt! Dass sich mit Händen und Füßen zu verständigen so viel Spaß machen kann, hätte ich nicht gedacht.

Donnerstag, 21.10.2004

Nach einer längeren Zugfahrt erwartete mich in Krakau ein leckeres Abendessen sowie einige Leute, die sich angeregt unterhielten. Nachdem ich mich gestärkt hatte, ging ich neugierig daran, alle anderen kennen zu lernen und fand mich sogleich in zahlreichen netten Gesprächen wieder (weshalb ich natürlich viel später als geplant im Bett gelandet bin, dafür aber umso besser geschlafen habe).

Freitag, 22.10.2004

Am Freitagmorgen gab es erstmal ein gemeinsames Frühstück. Als alle Angereisten langsam munter waren, wurden uns die Regeln eines Spieles erläutert, das sich als sehr spaßig erweisen sollte: In kleinere Gruppen eingeteilt erhielten wir unterschiedliche Aufgaben, die es gemeinsam zu lösen galt. Und jetzt weiß ich endlich, warum bei der Kirche »Mariacki« am Rynek ein Turm höher ist als der andere. Schaurige Geschichte sag' ich euch, aber ich verrate nichts. Vielleicht bekommt ihr es selbst heraus, wenn ihr mal in Krakau seid. Wir haben jedenfalls unter Einsatz all unser Spontanität, Kreativität und Phantasie nicht nur dieses Rätsel gelöst. Natürlich sammelten wir überdies auch diverses Beweismaterial wie Fotos und andere Dinge, die unser detektivisches Vorgehen vor Ort bestätigen sollten. Nicht zuletzt wegen unseres kleinen Gruppenantreibers, der keine Müdigkeit aufkommen ließ (»Dalej, Dalej« / »Szybciej, Szybciej« – liebe Grüße an Arek), belegten wir sogar den dritten Platz und ließen somit einige Teams hinter uns!

Nachdem wir uns nun so verausgabt hatten, wurden wir nach dem Mittagessen mit der feierlichen Übergabe unserer »Stipendiatenurkunden« im Festsaal der Jagiellonien Universität belohnt. An dieser Stelle möchte ich verraten, dass wir schon alle ein bisschen mit Stolz erfüllt waren und uns mehr denn je freuten dieses Stipendium erhalten zu haben. Nachmittags führte uns einer meiner Mit-Stipendiaten durch Kazimierz, das jüdische Viertel von Krakau. Aufgrund seines Judaistikstudiums konnte uns Lennart viele wichtige Informationen zu den unterschiedlichen Orten geben. Diesen aufregenden Tag ließen wir abends im Pub beim Bier ausklingen. Doch das soll noch nicht das Ende sein, denn ein weiterer spannender Tag lag vor uns.

Samstag, 23.10.2004

Und an eben diesem besichtigten wir das Salzbergewerk »Wieliczka« in der Nähe von Krakau. Mehrere Meter unter der Erde war mir anfangs schon etwas mulmig zumute, aber das war schnell vergessen, als ich den interessanten Ausführungen unserer Führerin lauschte und ziemlich beeindruckt von dieser riesigen Mine und den Skulpturen war (besonders die Zwerge – spätestens seit Tolkien wissen wir ja, dass sie Höhlenwesen waren – hatten es mir angetan).

Gegen Nachmittag haben wir uns, wohlgemerkt immer noch unter der Erde, ein bisschen ausgeruht, Tee getrunken sowie Entspannungsübungen gemacht. Letztere waren allerdings weniger entspannend, dafür aber umso krampflösender, wenn man sein Gegenüber in unterschiedlichen Verrenkungen betrachtete und sich deshalb vor Lachen kaum auf dem Stuhl halten konnte.

Mit neu erlangter innerer Ruhe machten wir uns daran, die am Tag zuvor akribisch gesammelten Beweisstücke zu Collagen zusammen zu fügen. Und das war gar nicht so einfach! Kleben wir die Fotos nun gerade oder schief auf? Eine weitere Deutsche und ich bevorzugten eher die konventionelle »gerade» Variante. Diesen stereotypen deutschen Sinn für Ordnung fand nun aber der polnische Teil unseres Teams eher langweilig. Ihr könnt es euch sicher denken: Wir haben natürlich die goldene Mitte gewählt. Auf jeden Fall sind einige tolle Collagen entstanden, die unterschiedliche Eindrücke von Krakau widerspiegeln.

Mittlerweile war es schon ganz schön spät geworden, und wir machten uns zum Abendessen in unser Domizil auf. Allerdings mussten wir erst mal mit dem Fahrstuhl wieder gen Erdoberfläche gelangen. Und ich sage euch, dass war für mich ganz schön aufregend, denn an diesem Tag habe ich meine Fahrstuhlphobie (notgedrungen – es waren mir doch zu viele Treppen) überwunden. Na, und ihr werdet es ahnen, abends haben wir natürlich noch mal die Krakauer Innenstadt unsicher gemacht, getanzt und gequatscht - eben einfach viel Spaß gehabt.

Sonntag, 24.10.2004

Am Sonntag noch etwas müde, aber voll mit Bildern und Eindrücken, sind wir dann alle wieder in unterschiedliche Richtungen auseinander gegangen. Doch natürlich nicht ohne zuvor Email-Adressen und Telefonnummern auszutauschen. Denn auch, wenn wir in verschiedenen Städten leben, verbindet uns alle doch eines: Das Interesse daran, die polnisch- deutsch- tschechischen Beziehungen »live« zu erleben und mit zu gestalten. Die GFPS- Mitglieder sind mir an diesem Wochenende als junge, engagierte Menschen begegnet und haben in mir den Wunsch aufkommen lassen, mich vielleicht selbst einmal bei GFPS zu engagieren, um anderen die gleiche Chance zu eröffnen, die ich bekommen habe.

Damit geht mein großes Dankeschön, neben GFPS allgemein, an die Organisatorinnen dieser schönen und gelungenen Städtetage: Dorota Kmiecik und Kasia Byrska.

Karla Scheibe