Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Einmal GFPS pur in Pernink, bitte

Eva Damm, 1. Vorsitzende von GFPS e.V., hat dem deutsch-tschechischen Tandem in Pernink einen Besuch abgestattet. Und erzählt, was sie im tschechischen Erzgebirge vorfand.

  • 2016-08-12 Tandemsprachkurs Deutsch/Tschechisch

    2016-08-12 Tandemsprachkurs Deutsch/Tschechisch

  • Tandem DE-CZ 2016_3

    Tandem DE-CZ 2016_3 19.08.2016

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    Tandem DE-CZ 2016_2 20.08.2016

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    Tandem DE-CZ 2016_1 21.08.2016

 

Pernink - als mir Petr, der Vorsitzende von GFPS CZ, sagte, wo in diesem Jahr zum wiederholten Male das deutsch-tschechische Tandem stattfand und dass wir dorthin fahren werden, um uns und die Vereine vorzustellen, musste ich diesen Ort erst einmal googlen. Der Ort hat um die 650 Einwohner und liegt malerisch auf etwa 800m im böhmischen Erzgebirge gleich hinter der deutschen Grenze versteckt. Ich buchte also ein Ticket und machte mich von Frankfurt (Oder) auf den 8-stündigen Weg durch Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Sachsen bis nach Johanngeorgenstadt, Schwippbogenstadt und letzter Ort vor der tschechischen Grenze im Langlaufskigebiet der Kammloipe. Bei Cindy's Imbiss am Bahnhof gab es glücklicherweise noch einen Leberkäse auf die Hand, ansonsten waren weit und breit nur Berge und Bäume zu sehen. Petr hatte mir zwar die Telefonnummer von Miśa, einer der OrganisatorInnen des Tandems, gegeben, doch war unter dieser Nummer leider niemand zu erreichen und ich wusste nur, dass alle drei Stunden ein Zug von Johanngeorgenstadt nach Karlovy Vary fuhr und unterwegs in Pernink hielt. Also stieg ich in diesen ein, in der Hoffnung, das Ticket für die drei Stationen auch in Euro bezahlen zu können, versuchte mich im Gespräch mit der Schaffnerin an die paar Brocken Tschechisch, die ich beim Forum in Brno gelernt hatte, zu erinnern und sprach schließlich doch einen Deutsch-Polnisch-Mix mit ihr, um 70 Cent nach Pernink zu bezahlen. Der kleine Zug schaukelte durch den dichten Nadelwald, ließ Arbeiter in karierten Hemden an Holzhütten aussteigen, fuhr vorbei an Strohballenbedeckten Wiesen und hielt schließlich an einem verlassenen Bahnhof, an dem groß das Schild PERNINK prangte. Da stand ich nun, mitten im tschechischen Wald und hatte keine Ahnung, wohin ich gehen musste. Viele Möglichkeiten hatte ich jedoch nicht und so folgte ich der einzigen Straße den Berg hinunter. Und der GFPS-Riecher funktionierte auch diesmal einwandfrei. Keine 5 Häuser weiter sah ich bereits eine Gruppe eifrig arbeitender junger Leute im Garten eines dreistöckigen Wohnhauses sitzen und hatte das Tandem gefunden.

In diesem Jahr wurde der Sprachkurs von Nicolai, Niklas, Michaela, Paja und Veronika organisiert, die alle fünf im letzten Jahr daran teilgenommen hatten. Das Programm umfasste neben den obligatorischen Unterrichtseinheiten am Vormittag und den Tandem-Runden am Nachmittag auch Ausflüge nach Karlovy Vary, Plsen und Oberwiesenthal, den deutschen und den tschechischen Tag, improvisierte Vorstellungsgesprächen auf der anderen Sprache oder selbstgedrehte Nachrichtenfilme – Hauptsache viel sprechen! 12 tschechische und sieben deutsche TeilnehmerInnen lernten und lebten zwei Wochen lang zusammen, organisierten den täglichen Tagesablauf, spielten Volleyball oder wanderten gemeinsam zur nahegelegenen Quelle.

Obwohl ich neu zur Gruppe dazustieß und erst einmal neugierig beäugt wurde, kam ich beim gemeinsamen Abendessen und anschließendem Kneipenbesuch mit einigen Teilnehmerinnen ins Gespräch und schnell war das Eis gebrochen. Auch die OrganisatorInnen waren beruhigt, als sie erfuhren, dass ich nicht zur Kontrolle, sondern zum Kennenlernen gekommen war. Am nächsten Tag stand der Nachmittag ganz im Zeichen der GFPS. Josef, der Kassenwart von GFPS CZ, und ich hatten innerhalb einer Stunde eine kleine GFPS-Rallye organisiert, die von Kulturaustausch, Länder-Suche über Vertrauen und Teamwork bis hin zu Netzwerken einige wichtige Elemente der GFPS thematisierte. Am Ende gab es noch ein Gruppenfoto. Die anschließende Präsentation fand auf deutsch und tschechisch statt, Petr und ich ergänzten uns und stellten die beiden Vereine vor. Diese gemeinsame Präsentation war sowohl für die Tandem-Teilnehmenden als auch für mich spannend, denn ich konnte meine neu erworbenen Tschechisch-Kenntnisse auf die Probe stellen und es wurden viele Fragen gestellt (z.B. ob wir die Arbeit hauptberuflich machen, ob sich auch linguistische Themen für das Projekt eignen oder ob man sich das Praktikum selbst suchen sollte). Einige Zuhörer waren wirklich begeistert vom Verein. Als wir abends wieder alle zusammen in der Kneipe saßen (dem einzigen Ort, wo es W-Lan gab), fühlte ich mich schon richtig als Teil dieser kleinen Gemeinschaft, die irgendwo im Erzgebirge dafür sorgte, dass Tschechen und Deutsche enger zusammenrücken, indem sie gemeinsame Erfahrungen teilen, Spaß haben, spielend leicht die Sprachen zusammen lernen, Erfolge feiern und einfach in einer umwerfenden Umgebung, ohne viel Ablenkung von außen, sich auf das Wichtigste konzentrieren: gemeinsam zu wachsen.

Ich kann jedem Vorstandsmitglied nur empfehlen, mindestens einmal in der Amtszeit wieder auf ein solches GFPS-Projekt zu fahren, und statt im Vorstands-Tagesgeschäft aus E-Mails, Anfragen, Terminen, Mahnungen, Anträgen, Abrechnungen, Artikeln einfach mal die Seele baumeln zu lassen und sich in der Gruppe aufgehoben zu fühlen. Denn das ist sie, die Seele der GFPS: unterschiedlichste Menschen treffen zusammen, bilden eine Gemeinschaft, lernen voneinander, erweitern ihre Horizonte, organisieren gemeinsam eine gute Zeit und tragen dieses Gefühl anschließend zurück in ihr Heimatland.

Eva Damm