Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Vorstand 2012/13

[Photo] Vorstand 2012/2013 GFPS e.V.
Vorstand 2012/2013 GFPS e.V..

Auf der Mitgliederversammlung am 21. April 2012 in Berlin haben die GFPSler ihren neuen Vorstand gewählt. Hier stellen sich die sechs vor:

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Vinzenz Kratzer (1. Vorsitzender):

2005 kam ich zum ersten Mal in Krakau an, mit dem Bus. Damals war der Platz vor dem Bahnhof noch eine Staubpiste, von der aus Busse mit dem roten Stern auf dem Kühlergrill Richtung Osten aufbrachen – jedenfalls deutete ich so die Tafeln mit den kyrillischen Buchstaben, die einige Busse hinter der Windschutzscheibe hatten. Alles war völlig fremd, ich hatte keine Ahnung wo mein Hostel war, und als ich dann auch noch beim Geldwechseln ziemlich dreist übers Ohr gehauen wurde und in die falsche Richtung mit der Straßenbahn fuhr, schlich sich langsam die kalte Angst ein. Ich habe einige Tage gebraucht bevor ich mich spät nachts wieder auf die Straße traute.

Diese Angst hat sich aber recht schnell gelegt, nachdem ich nach und nach entdeckte was Krakau alles zu bieten hat: schöne alte Häuser, die in einer Art und Weise verfallen sind, die nichts mit Ungepflegtheit zu tun hat – sondern mit dem Selbstbewusstsein, sich nicht extra aufbrezeln zu müssen. Unzählige alte Keller, Innenhöfe, Gärten, in denen Cafés und Kneipen eröffnet wurden, oft mit viel Kitsch und Trödel vollgestellt, aber auf jeden Fall mit viel Elan und Improvisationskunst geführt.

Seitdem ist viel passiert: In Krakau kann ich mich mittlerweile blind orientieren, mein Polnisch ist auch ganz passabel geworden, selbst der staubige Platz vor dem Bahnhof ist einem Einkaufzentrum gewichen, innen und außen vollständig mit edlem Granit eingedeckt. Trotzdem: Es ist immer noch ein kleines Abenteuer, wenn man in das Land kommt. Am Anfang war es schon abenteuerlich genug für mich, Geld zu wechseln und ein Busticket zu kaufen, aber es gibt immer noch Überraschungen (wahrscheinlich auch das ein Ausdruck dafür, dass man als Deutscher in der Regel fast nichts über dieses Nachbarland weiß).

Jedenfalls ist GFPS in meinen Augen ein ideales Werkzeug, diese erste Angst zu überwinden, und in den gigantischen Kosmos einzutauchen, der Polen für einen bietet – ganz egal wofür man sich interessiert.

Kontakt: vinzenz.kratzer@gfps.org

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Anja Schyma (2. Vorsitzende & Projektkorrdination):

Ich wurde zur zweiten Vorsitzenden und Projektkoordinatorin von GFPS gewählt!“ „Von GFP... was?“ „Von der Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa.“ „Und für was steht dann das P?“

P für Projekte, für Polen – aber eigentlich ist das P egal. GFPS bedeutet für mich eine unglaubliche tolle Zeit, als Stipendiatin oder jetzt als aktives Mitglied. In meinem Auslandssemester in Wrocław habe ich so viele liebenswürdige Menschen kennengelernt, die alle deutsch und polnisch sprechen. Das ist einfach klasse. Aber erst nachdem ich wieder zurück in Leipzig war, habe ich verstanden wie GFPS funktioniert und jetzt möchte ich etwas zurückgeben. Nicht nur an die neuen Stipendiaten, sondern auch an alle anderen Vereinsmitglieder, die sich so engagiert einbringen. Mit der Arbeit im Vorstand möchte ich viel über mich, Bürokratie und Teamwork lernen und den kommenden Stipendiaten eine wunderbare Zeit ermöglichen.

Ich heiße Anja, bin 25 Jahre alt, studiere Kunstgeschichte und Polonistik an der Uni Leipzig und freue mich auf ein Jahr voller Herausforderungen, welche wir mit unserem spitzen Vorstand locker meistern werden. Haha!

Kontakt: anja.schyma@gfps.org

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Philipp Wahlen (Kassenwart):

Wenn ich zurückblicke, kann ich es kaum glauben: Ich bin keine 70 km von der polnischen Grenze entfernt aufgewachsen. Dennoch habe ich diese bis zu meinem 23. Lebensjahr nur ein einziges Mal überwunden: Für ein paar Stunden - während eines Urlaubs auf Usedom.

Mein Desinteresse erstreckte sich ja eigentlich auf ganz Mittel- und Osteuropa, und dessen Grundlage war Unwissen gepaart mit Vorurteilen und Angst vor dem Unbekannten. Es waren glückliche Zufälle, dass ich während meiner ersten Studiensemester in Kontakt mit Menschen kam, die an die Stelle der Vorurteile und Berührungsängste allmählich Neugier und Entdeckungslust treten ließen. So unternahm ich erste kurze Reisen: nach Prag, ins Baltikum, nach Moskau. Dadurch weiter befeuert entschloss ich mich, die Chance zu nutzen, ein ganzes Erasmus-Semester „im Osten“ zu verbringen.

Eine Zeit lang war ich unentschlossen, in welches östliche Nachbarland ich gehen wollte. Beim genaueren Hinschauen bemerkte ich dann, dass in Warschau sehr viel passte: Die Stadt, die Uni, und die Möglichkeit das Abenteuer mit einem 4-wöchigen Intensivsprachkurs zu beginnen (auf sechs Vollstipendien meldeten sich damals drei Interessierte, unglaublich!).

So kam ich vor gut drei Jahren das zweite Mal nach Polen. Die Sprache, Kultur und Geschichte des Landes begeisterten mich! Ich las und reiste viel im Land herum und zwischendrin paukte ich wie ein Irrer Vokabeln. Ich entschloss mich - zwischen Bachelor und Master - ein weiteres Jahr in Polen zu verbringen.

Dabei half mir dann die GFPS, der ich einen Studienaufenthalt in Poznań (WS 2009/10) und eine wunderschöne Tandem-Sprachkurserfahrung (2010) verdanke. Die GFPS half mir auch das zu schaffen, was während meines Erasmus-Aufenthaltes so unwahrscheinlich schwer fiel: In engen Kontakt mit Polen zu kommen und sich - natürlich auf Polnisch - ganz normal mit ihnen zu unterhalten.

In nur ganz wenigen Jahren ist Polen, Polnisch und vor allem die Stadt Warschau ein ganz selbstverständlicher Teil meines Lebens geworden. Da ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben und auch anderen dabei zu helfen, Polen, aber auch Tschechien und Belarus für sich zu entdecken.

Die Verwaltung der Finanzen von GFPS e.V. ist im kommenden Jahr mein wichtigster Beitrag dazu. Auch für einen angehenden Volkswirt ist das eine echte Herausforderung! Darauf freue ich mich aber sehr - vor allem auf die Zusammenarbeit mit Euch!

Kontakt: philipp.wahlen@gfps.org

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Christoph Malte Maisch (Mitgliederbetreuung):

Ach du schönes Polen ... Irgendwann vor langer Zeit fuhr ich mit einem Zug vollgepackt mit Schülern zu dem damals sehr exotischen Ziel Danzig. Es muss um das Jahr 2000 gewesen sein aber seit diesem Tag hat mich dieser Austausch nicht mehr losgelassen. Es hat mich egal was ich tat immer wieder nach Polen gezogen. Zuerst bei meinem Bachelor der Europastudien in Bremen, der mich nach Krakau führte und mir die wunderbar verrückte Welt der Polnischen Literatur zeigte. Dort bin ich dann damals auf die GFPS gestoßen und habe an einem unvergesslichen Tandemsprachkurs teilgenommen und ihn daraufhin organisiert und ein wunderbares Jahr in Krakau verbracht. Euphorisch und traumschwer auf der Ulica Krokodyli mit Bruno Schulz, Witkacy und Gombrowicz hat es mich dann später an die Deutsch polnische Grenze nach Frankfurt Oder verschlagen. Dort wo Grenzen überwinden gelebt wird ... naja manchmal hat es auch dort etwas mehr mit Träumen zu tun. Von dort ging es nach einem Studien und Forschungsaufenthalt in den USA wieder nach Warschau um bei der SDPZ Polnische Hauptstadt Luft zu schnuppern ... und ich muss sagen selbst als großer Krakau Freund ... gar nicht so schlecht. wenn die Sonne scheint hat es sehr eigenwilligen Charme dort der einen aber nicht mehr los lässt. Seit kurzen habe ich meinen Doppeldiplom in Europastudien an der Europauniversität Viadrina und der Universität Poznan beendet und werde hoffentlich noch weiter an der Uni bleiben. Zu meinem Posten auf in der Mitgliederbetreuung bin ich gekommen durch die Hilfe von Andreas Lorek und Vinzenz Kratzer. Da ich doch nicht wirklich von der GFPS lassen kann. Ach du schöne GFPS ... Inhaltlich möchte ich die Betreuung ein wenig ausbauen und vereinfachen. Davon abgesehen ist die Beschäftigung mit Belarus für mich ein wichtiger Punkt geworden. Denn dort fühle ich immer noch die Aufbruchsstimmung wie bei meinem ersten Besuch in Polen. Ich freue mich auf eure Anregungen und natürlich eure Hilfe dabei mit guten Ideen.

Kontakt: christoph.maisch@gfps.org

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Steve Naumann (Öffentlichkeitsarbeit):

Im letzten Jahr war ich Kassenwart, in diesem Jahr mache ich die Öffentlichkeitsarbeit. Wie ich zur GFPS kam lest Ihr hier: http://www.gfps.org/2011/vorstand/

Was seit dem passiert ist und passieren soll, kommt jetzt.

Ein Jahr Vorstand war in jeder Hinsicht eine tolle und bereichernde Erfahrung für mich. Es braucht keine Werbung für einen vollen Briefkasten. Für einen überquellenden dann doch. Doodle ist praktisch. Skypen zu fünft nicht. Marias größter Feind ist eine Internetseite. Der von Flavia eine Tabelle. Außerdem wünscht sie einen schönen Schalttag. Verena denkt an alles. Keven denkt an Freiburg. Und überhaupt ist nur cool wer ein V im Namen hat. Oder, Maria?

Für mich war klar: Ich möchte weiter in der GFPS aktiv sein. Nur wie noch nicht.

Der Morgen der Mitgliederversammlung war angebrochen. Ein Jahr Arbeit, zwei Stunden Schlaf und ein Kopiermarathon im Spätshop lagen hinter mir. Da das Sechserpack Wasserflaschen riss und es nicht so leicht ist zwei volle Taschen und eine Pyramide aus Wasserflaschen zu transportieren, kam ich zu spät zur Mitgliederversammlung. Doch das waren eigentlich alle.

Später entstand dort ein spannender Ideenaustausch über Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten der internen und externen Kommunikation der GFPS. Es ging um die großen Dinge unserer Zeit: Xing, Wiki, eine Konkurrenz zu Facebook und niedrigschwellige Kommunikation. Für mich war klar: Da möchte ich mitmachen!

Ich freue mich auf ein spannendes Jahr, kreative Aufgaben, den Zlot in Warschau und auf alte und neue Freunde.

Kontakt: steve.naumann@gfps.org

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Patrycja Kniejska (Stipendiatenbetreuung):

Vielleicht die erste Polin bzw. Schlesierin im Vorstand ...

GFPS lebe ich seit 2010 und noch immer bin ich überrascht und begeistert davon, dass deutsche Jugendliche mit Freude und Engagement Polnisch lernen! Meine Cousins, die von Kind auf im sog. Reich (w Rajchu sagt man in Schlesien) leben, wurden durch ihre Eltern nie motiviert, diese Sprache zu lernen und bis heute können sie mit einigen Angehörigen aus Polen nicht kommunizieren. Schade.

Ich komme aus Schlesien (genau: Olesno Śląskie – früher Rosenberg), einem historisch-geographischen Land, wo sich polnische, deutsche und tschechische Einflüsse mischen. Meine Berufung ist es alte Menschen zu unterstützen, aber ich bin mir bewusst, dass ohne Mitarbeit und Engagement der jungen Leute keine Generationssolidarität möglich ist. Mein ganzes studentisches Leben habe ich der ehrenamtlichen Arbeit für Senioren gewidmet (U3L, Altenpflegeheime, Hospiz).

Das GFPS-Stipendium hat mir ermöglicht, die Arbeit an meiner Dissertation im Bereich Sozialer Gerontologie anzufangen. Ich sollte sie anfangs in Polen schreiben, letztendlich realisiere ich das Projekt an der Technischen Uni Dortmund, derzeit als Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. Wenn ich die fürsorgliche GFPS Infrastruktur nicht erlebt hätte, oder das Treffen der Stadtgruppe Ruhrgebiet in einer holländischen Kneipe gleich am Anfang meines Stipendiums, wo ich die Offenheit, Freundlichkeit und Hilfebereitschaft der anderen Mitglieder gespürt habe, wäre ich mir nicht sicher, ob ich hier, wo ich heute bin, bliebe und eine so optimistisch eingestellte Doktorandin wäre. Die Formel der GFPS ist einzigartig!

Ich möchte mich bei der Organisation für alles, was sie für mich getan hat, herzlich bedanken. Das ist der Grund, wieso ich jetzt im Vorstand bin. Wieso eine Stipendiatenbetreuerin? Ich sage: Matka-Polka-Syndrome, die für ihre Stipendiaten-Kinder sorgt und auf sie aufpasst. Vielleicht motiviert mich auch, dass ich direkten Kontakt mit jungen, enthusiastischen Menschen habe, die kreative, tolle Ideen haben und die Welt positiv verändern möchten. Wieso soll ich ihnen dabei nicht helfen? Als Stip-Veteranin kenne ich die Probleme und Schwierigkeiten der Stipendiaten und hoffe, dass ich sie gut händeln werde. Von Vorteil ist vielleicht auch, dass ich relativ gut Polnisch spreche, hehe. Es wird ein intensives und arbeitsreiches Jahr. An die Arbeit also!

Kontakt: patrycja.kniejska@gfps.org

S. N.