Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Tandem 2011 – Sprach- und Kulturaustausch in Gohrau und Laski Małe –

Vor langer, langer Zeit, in einem fernen Ort, umgeben von Kiefern und einem Gingkobaum, trafen sich Menschen aus verschiedenen Ecken Deutschlands und Polens, um Ziele und Visionen umzusetzen. Aus 18 Polen, 17 Deutschen, 4 und teilweise 5 Orglern bestand die Gruppe, welche Gohrau und Laski Małe langfristig verändern sollte und durch sie verändert wurde.

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    Bild3 30.07.2011

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    Bild2 August 2011

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    Bild1 08.08.2011

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    Gruppenfoto 20.08.2011

 

Theoretisch war es ein Sprachkurs, der mit einem Test begann, mit einem Test aufhörte und zwischen drin dafür sorgen wollte, dass das Ergebnis vom zweiten besser als das vom ersten wird. Doch mit den Tagen des Tandems hatte eine neue Zeitrechnung begonnen. Der Gohrau-Kosmos hatte uns in eine Zeitschleife gesetzt. Jeder Tag war das gleiche… und doch wieder nicht. Die Übersiedlung nach Laski Małe durchbrach diesen Trancezustand lediglich kurzzeitig. Bereits nach kurzer Zeit war es dem Org-Team gelungen, durch Integrations- und Animationsspiele aus fast 40 Tandemisten eine Gemeinschaft zu formen, welche ihre erste Bewährungsprobe beim Kampf um eine halbe Stunde kollektives, längeres Schlafen hatte. Für die Abhängigen der Weck-CDs wurden diese zum Abschluss an die Teilnehmer verteilt, wodurch nun jeder individuell seinen Aufstehzeitpunkt festlegen konnte.

Aus welchen Einzelgrößen bestand das diesjährige Tandem? Wer hat es geprägt und unvergesslich gemacht? Zunächst selbstverständlich das Org-Team. Wobei die Aufschrift "Org-Team" an der Tür schon reichlich Platz für Fantasien ließ. Lebten dahinter grässliche, verwarzte, stinkende Gestalten mit Streitäxten aus Herr der Ringe? Oder doch menschliche Wesen? Nach und nach konnte diese Frage beantwortet werden, aber neue Rätsel taten sich auf. Gehört Daniel zur Deutschen oder zur Polnischen Org-Team-Seite? Hat Pati tatsächlich so viele verschiedene Kleider wie Tandemtage in petto? Ist Steves Handeln von Genialität oder Wahnsinn geleitet und woher kann er so verdammt gut auf Tischen tanzen? Ist Marias Polnisch so perfekt, wie es sich für viele Ohren anhörte? Und Maciek, warum nur musste uns Maciek schon nach einer Woche wieder verlassen?

Neben den Organisatoren waren auch die Teilnehmer eine Voraussetzung für das Tandem. Dabei waren die stimmgewaltige Julika; die monströse Ruth; der wurstige Wojtek; die im Chemiebuch versunkene Ola; der Colajunkie René; die lautlachende Anja; der langhaarige Piotr; die Schwester von Piotr Marcelina; das Grammatiklexikon Ricardo; die im Bett lernende Agi; der kleine Piotr; die errötete Karolina; die rot-schwarze Cindy; die jodelnde Laura; der große Piotr; die unscheinbare Magda; die direkte Claudia; die Rosine Niklas; der teufelspielende Dawid; die fußballbegeisterte Maria; die lange Kasia; die verträumte Miriam; die joggende Lissi; der tanzende Michał; die kleine Kasia; der analystische Maurice; die lesende Gila; der schnell sprechende Adrian; die asiatische Asia; die Hanne, welche Hanna genannt wurde; die kartenspielende Alex; der maulwurfwiederbelebende Kamil; die Supa-Gabi; der Bananen-Jacek und Dorota, welche die meisten Worte in 10 Sekunden unterbringen konnte.

Weiterhin waren unabdingbar für die Verbesserung vom ersten zum zweiten Sprachtest die Lehrerinnen. Auf polnischer Seite waren dies Marta und Magda, welche am Schluss selbst ihre Persönlichkeiten austauschten, um die Polnischlernenden von der Kompliziertheit der polnischen Sprache abzulenken. Auf deutscher Seite vermittelten Franzi und Britta mit Hilfe von Liedern und Werbespots die Abgründe der deutschen Sprache und versuchten durch imaginäre Freunde die Verantwortung für die zahlreichen Ausnahmen in der deutschen Sprache von sich abzuwälzen. Alle vier wurden von den Lernenden geliebt und verehrt, was in der bejubelnden Abschlussfeier sichtbar wurde.

Damit der Tandemkosmos nicht zu eng wurde, war ein umfangreiches, kreatives und ausgewogenes Kulturprogramm für uns vorbereitet worden. Drei Workshopphasen wechselten sich ab mit Ausflügen in die deutsche und polnische Umgebung unserer Unterkünfte. Leipzig, der Wörlitzer Nationalpark, Lutherstadt Wittenberg, Potsdam, Gniezno, Torun, Wenecja, Biskupin; alles Städte die wir während der vier Wochen kennen und - zumindest teilweise - lieben gelernt haben. Die Workshops, Theater, Hörspiel und folkloristischer Tanz waren mitunter die intensivsten Tandemphasen, die wir alle mitgemacht haben… Hier haben wir gelernt das Gartenzwerge (krasnale ogrodowy) nicht nur typisch deutsch sind, das Hildegard und Uwe der Inbegriff des deutschen Spießerpaares sind und das Polen grundsätzlich! Immer! Und zu jeder Gelegenheit Wodka trinken müssen.

Nach 27 Tagen Abstinenz von der Welt außerhalb des Tandemkosmos mussten grundlegende Fragen neu beantwortet werden. Wann stehe ich auf? Was esse ich heute zum Mittag? Was mache ich den ganzen Tag? Wann werde ich Frau Müller wieder sehen? Wo werde ich jemals wieder Menschen treffen, die Nachts um 1:00 Uhr ihre Hausaufgaben machen, um anschließend in der fakultativen Disko beim Stuhltanz ihr Können zu messen? Unvergesslich werden die vier Wochen bleiben.

Maria Heine, Laura Nerbl

Maria Heine