Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

GFPS e. V. > Programm > Archiv > 2007 > Polnisch lernen auf dem Deutsch-polnischen GFPS-Sprachkurs

Vier Wochen spielend lernen!

Am 28. Juli 2007 kamen wir alle nach unterschiedlich langer Reisezeit - zum Teil ziemlich erschöpft - in Laski Male an und wurden dort von unseren Organisatoren empfangen und auf die Zimmer verteilt, die, wie es sich bei einem Tandem gehört, sprachlich gemischt wurden. 42 Polen und Deutsche, Lehrer, Orgs (Organisatoren) und Studenten aus den verschiedensten Städten Polens und Deutschlands, mit unterschiedlichsten Studienrichtungen kamen zusammen mit ein und demselben Ziel: die Sprachbarriere zu überwinden und Grenzen zu erweitern.

  • Der Musiktag

    Der Musiktag 31.07.2007

  • Deutschunterricht im Grünen

    Deutschunterricht im Grünen 06.08.2007

  • Vokabelsalat

    Vokabelsalat 16.08.2007

 

Gelungen ist es uns allen, woran unsere Orgs nicht ganz unschuldig waren. Die anfänglichen Integrationsschwierigkeiten lösten umfangreiche und lustige Integrationsspiele. Hemmungen wurden abgebaut und nach und nach traute sich dann auch jeder die jeweils andere Sprache zu verwenden.

Das Sprechen in der Fremdsprache unterstützten die täglichen Tandem-Gespräche, in denen wir uns über die unterschiedlichsten Themen – wie z.B. „Familie”, „Politik”, „Schimpfwörter”, „Musik”, „Kultur” und „Tabus” – unterhalten haben.

Die LehrerInnen gaben wirklich ihr Bestes, um uns eine Menge Stoff zum Reden zu bieten. Falls die Themen dann ausdiskutiert waren oder einfach die Relevanz bzw.individuelle Motivation fehlte, sich darüber zu unterhalten, ergaben sich die weiteren Gespräche zum besseren Kennenlernen aus der Situation heraus. Selbstverständlich eine Hälfte der Zeit nur auf Deutsch und die andere nur auf Polnisch.

Es entwickelten sich viele interessante Gespräche, die oft über die vorgegebene Zeit von 2x 45 Minuten hinausgingen. Manchmal haben wir auch Gruppentamdems zusammmengestellt und waren sehr produktiv.

Am Kunsttag sollten wir gemeinsam kreativ etwas auf die Beine stellen und die Ergebnisse waren – wie auch anders zu erwarten – natürlich brilliant. Harego Potera wurde nicht zur Freude jedermanns ermordet und eine mit bösen Zungenbrechern umrandete Riesenzunge stellte die Schwierigkeiten der Aussprache dar. Schauspielerisch stellte eine Gruppe dar, wie Sprachbarrieren am besten überwunden werden können (Aber man sollte Bier und Wodka wirklich nicht gemixt trinken.)

Trotz manch langer Nacht erschienen alle Schmetterlinge und Bärchen, unsere Gruppenbezeichnungen, zum morgendlichen Unterricht. Dieser war aufgrund der kleinen Gruppenstärke sehr intensiv. Dort lernten wir nicht nur Grammatik, sondern beschäftigten uns auch mit Kindergedichten, Liedern und Historischem. Die Bärchen hielten sogar Vorträge und mussten Texte lesen, die die Schmetterlinge zu Anfang des Kurses niemals verstanden hätten.

Das, was wir im morgendlichen Unterricht lernten, konnte im Tandem und sowieso den ganzen Tag über praktisch geübt werden. Wenn man Fehler machte - und es wurden Fehler gemacht - gab es ja genug Muttersprachler, die einen gern verbesserten.

Es war schon ein lustiger Anblick der Teilnehmer während der Zeit des Tandems. Überall saßen Zweiergrüppchen verteilt und unterhielten sich angeregt. Manche saßen auf Strohballen, der Wiese, auf Betten, Bänken oder lagen einfach nur faul in der Sonne und versuchten, während des Gesprächs nicht einzuschlafen, denn die Müdigkeit war oft einfach nicht zu besiegen. Einige, die wahrscheinlich dann etwas ausgeschlafener gewesen sind, gingen während des Tandems spazieren, pflückten Pflaumen oder machten in der „Stadt” Laski Wielki einige wichtige Besorgungen für die regelmäßige abendliche „Zubrówka Domówka“.

Was dort die meisten Kehlen hinunter floss, erklärt sich von selbst. Während solcher Parties wurde der Wortschatz durch wichtige Wörter erweitert und viel gemeinsam gelacht. Neue Worte entstanden, nachdem der Alkohol die Zunge gelockert hatte, die – am nächsten Morgen auf ein Plakat geschrieben – uns noch bis zum Ende der Fahrt ein Schmunzeln auf die Gesichter zauberte.

Geprägt waren die vier Wochen auch durch die verschiedensten Mottotage, wie zum Beispiel den Liebestag, Sporttag mit Frühsport für besonders Motivierte, Musiktag, Kunsttag und weitere.

Ganz besonders toll war der Strandtag, den es in Wirklichkeit nie gegeben hat, weil es an diesen Tagen – am Ende waren es drei Tage – so regnete, dass er sprichwörtlich ins Wasser fiel. Aber wir hatten trotzdem oft genug die Gelegenheit, uns in unserer Freizeit abzukühlen und uns auch anders sportlich zu betätigen. In Laski Male konnten wir Volleyball, Fußball, Badminton spielen, oder man traf sich zum Joggen und Fahrradfahren.

An einigen Abenden wurden Filme gezeigt oder kreative Mottopartys, wie beispielsweise ein Vampirball, gefeiert. Die Woche zuvor hatte ein unbekannter Vampir unter den Lebenden sein Unwesen getrieben, um alle auf die Party einzustimmen.

In Erinnerung bleiben werden vielen bestimmt die einsprachigen Tage, an denen entweder nur auf Polnisch oder Deutsch gesprochen wurden durfte. Gerade für die Deutschen war es schwierig, da der polnische Tag die ersten zwei Wochen abschloss. Zur Folge hatte es, dass dieser Tag relativ ruhig verlief. Zum Abschluss gab es eine traditionelle Party mit landesüblichem Essen, Musik und natürlich auch Getränken.

Um nicht nur die Getränke, die Sprache und das Essen kennen zu lernen, unternahmen wir auch einige Ausflüge in die Städte Toruń, Biskupin, Poznań, Meißen, Leipzig und Dresden. Nach einer Stadtführung konnten wir noch selbstständig die Gegend erkunden und uns etwas von dem Dorfleben erholen.

Ein schönes Erlebnis war ebenfalls der „geheime Freund“, den wir alle für diese vier Wochen hatten und der wir selbst gewesen sind. Jeder überraschte Jemanden mit kleinen Geschenken und wurde selbst überrascht. Die Zuteilung verlief per Auslosung, wie auch beim Tandem.

In diesen vier Wochen haben wir uns wie Kinder in einem Ferienlager (Kolonia)gefühlt, es wurde viel gespielt und gelacht und was machen Kinder? Spielend lernen!

Miriam Redzewsky