Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Städtetage in Bochum vom 27.-30.10.2005

»Wo fährst du hin?«
»Nach Bochum.«
»Nach Bochum???? Oh je, was machst du denn in Bochum?«
»Städtetage in Bochum! Ich werde mich dort mit den anderen Stipendiaten und Mitgliedern der GFPS treffen! Super, nicht wahr?!«

»Super in Bochum? Im Ruhrgebiet?! Die Stadt ...! Die ganze Region ...! Völlig uninteressant! Langweilig! Keine attraktive Stadt! Nee, nichts besonderes!«

Und so skeptisch waren eigentlich alle Menschen, denen ich gesagt habe, dass ich für vier Tage nach Bochum fahre. Da wußte ich wirklich nicht, was ich von dem Treffen erwarten soll. Ich werde es aber schon am Anfang dieses Berichtes verraten! Die Städtetage in Bochum, die von der GFPS-Stadtgruppe in Bochum organisiert wurden, sind sehr gelungen!

Wer eine andere Meinung hat, sollte die folgenden Zeilen gar nicht lesen. Für den ist es nur reine Zeitverschwendung. Derjenige aber, der die gleiche Meinung wie ich hat, dazu noch ein bisschen Zeit und Lust, kann hier weiter lesen, um sich noch einmal an das letzte Oktober-Wochenende in Bochum zu erinnern.

Der erste Eindruck von Bochum – eine kleine nicht besonders ausdruckvolle Stadt im Ruhrgebiet. Man sollte sich aber nicht täuschen lassen, denn Bochum hat mehrere Gesichter. Es hat viel zu bieten!

[Photo] GFPS-Organisatoren
GFPS-Organisatoren.

Wer (bzw. was) war alles in Bochum

  • Die sieben Stipendiaten des Wintersemesters 2005/06 aus Polen (die Mehrheit natürlich!), aus Tschechien (zwei ganz liebe Mädels) und der mutige Stipendiat Andrei aus Belarus!
  • In Bochum waren natürlich auch Mitglieder der GFPS e. V., die Organisatoren (Stadtgruppe in Bochum) und andere Fans der GFPS.
  • In Bochum waren auch sehr viele Schlafsäcke und Isomatten! (wir haben richtig gut geschlafen, nicht wahr?
  • Es gab dort sehr viel zum Essen und Trinken!
  • Es schien dort die meiste Zeit die Sonne, die Laune war überall gut, es gab strahlende Gesichter, Musik und Spaß und eine total freundliche Atmosphäre!

Was kann man sich mehr wünschen?!

Die eindruckvollsten Erlebnisse:

Führung durch den botanischen Garten

Es war das Passende für den gelungenen Anfang eines schönen herbstlichen Tages (Freitag 27.10., gleich nach dem reichhaltigen Frühstück). Die Sonne schien durch die farbigen Blätter, die Luft war frisch und unsere Gesichter waren voller Freude, denn im botanischen Garten wird es einem nie langweilig. Wir haben viel Neues über verschiedene Pflanzen gehört (Bananenbaum, Kakteen, fleischfressende Pflanzen), und wir konnten sogar einige exotischen Pflanzen berühren. Das macht natürlich Spaß! Wir waren in den Tropen, Mangrovenküste, Afrika und in der Wüste. Danach wurden wir in den chinesischen Garten geführt. Ein chinesischer Garten, das ist eine ganz andere Welt! Jeder Stein, jeder Weg, jede Kurve und jedes Zeichen hat eine eigene Bedeutung, ist Symbol für etwas. Man muss nur genügend Phantasie haben, um es sich vorzustellen. Entspannung, Harmonie und Konzentration, das sind die Schlagworte, nachdem der chinesische Garten gebaut ist.

Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum

[Photo] GFPS-Bergmann
GFPS-Bergmann.

Jetzt sind wir echte Profis, was den Bergbau und das ganze Drumherum angeht. Fragt Ihr Euch warum? Was haben wir dort gemacht? Haben wir dort vier Tage gearbeitet, damit wir unsere Städtetage bezahlen konnten? Nein, voll daneben! Wir haben »nur« das Deutsche Bergbau-Museum Bochum (BMB) besucht!

Das BMB ist mit seinen rund 400 000 Besuchern pro Jahr eines der meist besuchten Museen Deutschlands. Es ist das bedeutendste Bergbau-Museum der Welt und zugleich ein renommiertes Forschungsinstitut für Montangeschichte. Dann ist es kein Wunder, dass alle, die in Bochum waren, jetzt so viel über den Bergbau wissen!

Wir sind alle unter Tage gefahren. Da unten war es schon kühler. Wir sind in einem echten Bergbau gewesen, auch wenn es nur ein Museum ist, wo alles künstlich nachgebaut ist! Eigentlich war das ein riesiger Vorteil, denn wir haben uns nicht dreckig gemacht. (Später hatten wir die Übergabe unserer Stipendien-Urkunden im Kunstmuseum. Kann sich jemand vorstellen, wie das aussieht, wenn alle schmutzig zu der Übergabe kämen?! Das wäre ein totaler Fauxpas gewesen!).

[Photo] na wieży
na wieży.

Im BMB unter Tage wurde nie Kohle (das schwarze Gold) abgebaut. Das konnten wir als erstes feststellen, denn es war überall so sauber, einfach kein Dreck auf dem Boden, kein Matsch und ziemlich viel frische kalte Luft. Na ja, für Touristen ist es einfach das Passende. Die Führung selbst war sehr interessant und ich muss sagen, dass unser Führer ganz klar und deutlich gesprochen hat, was für unsere Gruppe ziemlich wichtig war.

Einige Maschine wurden uns auch bei der Arbeit vorgeführt, das war klasse! Die Maschinen waren ziemlich laut (aber wie uns gesagt wurde, in einer Disco ist die Lautstärke der Musik ebenso hoch! Also sollten wir das eigentlich gewohnt sein). Was natürlich allen sehr gefallen hat, war das letzte Pferd, das unter Tage gearbeitet hatte: Es heißt Moritz und hat eine Karotte im Maul.

Im Kunstmuseum

[Photo] Im Museum
Im Museum.

Was gab es denn im Kunstmuseum? Bilder? Ja, die auf jedem Fall, aber vor allem die Übergabe der »Bescheinigungen über den Erhalt eines Stipendiums«. Jeder Stipendiat hat vom Kulturdezernent der Stadt Bochum, Dr. Küppers, eine Urkunde bekommen, die ihm erlaubt, sich Stipendiat zu nennen. Dank dieser kurzen Zeremonie waren wir am nächsten Tag in der Bochumer Zeitung, sogar mit einem farbigen Foto!

Das Bermuda-Dreieck

Wer behaupten würde, dass in Bochum nichts los ist, irrt sich total und war bestimmt nicht im berühmten Bermuda 3Eck! Hier kann man schön und richtig das Nightlife erleben und genießen. Es sind mehrere Straßen im Zentrum von Bochum, wo Kneipen, Bars, Restaurants und Discos nebeneinander liegen. Man hat eine enorme Auswahl und es hängt nur von der momentanen Stimmung (und dem Geldbetrag) ab, wo man landet.

Um den Abend nicht nur langweilig zu verbringen, ging auch unsere Gruppe ins berühmte 3Eck (es ist ein Ort, wo du abends hingehst und erst am nächsten Morgen wieder weggehst). Dieses Ort zeigt die Stadt Bochum aus einer ganz anderen Sicht. Nightlife beginnt und endet im Bermuder Dreieck! Unsere Gruppe landete in einer arabischen Kneipe.

Glück auf Zollverein

[Photo] Zeche oben
Zeche oben.

Um das Ruhrgebiet besser kennenzulernen, ist unsere Gruppe am Samstag nach Essen gefahren. Das Programm für den Vormittag war klar - eine Führung durch den Zollverein in Essen. Wer die »Ruhrgebiete« von Nordmähren oder Südpolen kennt, konnte sich wie Zuhause fühlen (das war bei mir der Fall, ich konnte feststellen, dass ich wieder eine Ähnlichkeit zwischen Tschechien und Deutschland entdeckt habe). Die Führung beim Zollverein dauerte zirka zwei Stunden und war reich an Informationen. Zuerst wurde uns die besondere Industriearchitektur im Stil der »Neuen Sachlichkeit« gezeigt. Und die wichtigste Information war, dass im Jahre 2001 die UNESCO den gesamten Zollverein in die Liste der Weltkulturerben aufgenommen hat. Es wurde uns dann natürlich gezeigt, wie die Bergmänner gearbeitet haben, mit welchen Maschinen und unter welchen Bedingungen.

Hattingen – eine Überraschung

Für Samstagnachmittag war eine Führung durch die Kleinstadt Hattingen vorgeplant. Noch eine Stadt im Ruhrgebiet, dass schaffe ich nicht mehr, das haben sicher einige von uns gedacht. Doch es war eine sehr nette Überraschung! Es lohnt sich wirklich, sich Hattingen anzuschauen (am besten mit einer Führung durch die Kleinstadt), denn diese Stadt hat eine sehr interessante Historie und Häuser!

Solino

So lautete der Titel des Filmes am Samstag Abend. Kaum jemand von uns konnte sich etwas darunter vorstellen. Ein Film über eine italienische Familie und das Ruhrgebiet. Wirklich eine komische Kombination, haben wir uns gedacht. Aber es war überraschend sehr gut! Eine Komödie über die man noch später nachdenken kann, mit guter Musik im Hintergrund.

Essen – man darf nie hungrig sein!

[Photo] Gemeinsames Kochen
Gemeinsames Kochen.

Nach jeder Veranstaltung wird noch lange darüber diskutiert, wie das Essen war, und ob man satt oder hungrig an den Tagen war. Wir waren jedenfalls nicht hungrig, uns hat es geschmeckt, alles und überall! Das köstlichste war natürlich die polnische Spezialität – Pasta und Tomaten-Hackfleisch-Soße (Bolognese, oder?)! Die polnischen Stipendiaten haben das Gericht wirklich mit Liebe für uns vorbereitet! Also noch einmal danke! Schade wir haben das Rezept gar nicht bekommen, es wird höchstwahrscheinlich das Geheimnis der polnischen Küche bleiben!

Bochum – auf Wiedersehen!

30. Oktober 2005: Sonntag – die Städtetage sind vorbei! Wie schade, haben wir uns gedacht! Es war hier schön! Tolle Menschen, perfekte Organisation! Wann treffen wir uns denn wieder? Beim TRINAT! Wir freuen uns schon jetzt aufs nächste Treffen!

»Na, wie war's in Bochum? Langweilig, oder? Was habt ihr denn gemacht – vier Tage im Ruhrgebiet?«
»Es war gar nicht langweilig! Es war ausgezeichnet! Soll ich es dir erzählen? Bergbaumuseum, Bochumer 3Eck, Hattingen …!! Und vieles mehr!«

Die Städtetage im Wintersemester 2005/2006 wurden für GFPS protokolliert von

Kateřina Zapletalová