Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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GFPS-Sprachkurs 2004 in Jawórki (polnische Karpaten) und Murnau (Oberbayern)


Landschaft und (von den Teilnehmern anscheinend seltener aufgesucht: ) Schlafgemach beim GFPS-Sprachkurs 2004

... da ist es. Das Tandemloch. Man fällt hinein in Alltag und Leben, kommt ganz langsam wieder an – in der Realität ...

Surreale vier Wochen vom in der Abgeschiedenheit der Pieninen und Alpen, umgeben von atemberaubender Natur, meist herrlichem Wetter und Allem voran lauter überaus interessanten Menschen liegen hinter uns. Lehrer, Organisatoren und Teilnehmer haben gemeinsam zum Gelingen dieses Tandems beigetragen, das sicherlich bereichernd und prägend in Erinnerung bleiben wird …

… im Schneemobil-Hostel Jaworki geht es gleich darum, die Belegung der drei Duschen zu regeln oder sich in den übersichtlichen Zimmern zu arrangieren. Schon bei der Zimmerverteilung wird klar: kein Entrinnen – Tandem-24-Stunden ist angesagt! Als man ohne die Klänge von »Whisky« oder »Ukraina« nicht mehr einschlafen und der Verdauungstrakt ohne tägliche Zufuhr von Kartoffelbreikugeln nicht mehr ordnungsgemäß arbeiten kann, ist man angekommen im Tandem 2004 …

Zunächst ist da natürlich der eigentliche Sprachkurs. Alle morgen wieder stehen vier Lehrer mit Geduld, vielfältigen Ideen, aufwändiger Vorbereitung und hilfreichem Material bereit, um rollenspielend, singend, deklinierend und puzzelnd die jeweils fremde Sprache zu erläutern. So kompetent und souverän wie sie morgens den Unterricht gestalten – unerschüttert von den immer kürzer werdenden Nächten – so unkompliziert sind sie sonst Teil der Gruppe. (was wären das nächtliche Tanzen ohne Magda oder der Vampirball ohne Jörgs Schlafsack gewesen?)

Kurs und Hausaufgaben erledigt, ist leichter Ausgleichssport bei Badminton, Diabolo oder Volleyball angesagt. Oder aber man kommt am Rand des eigens von Pan Jacek erbauten Volleyballfeldes mit diesem über die große Politik und lokale Oscypekproduktion ins Gespräch. Richtig abenteuerlich sind auch die Hängerfahrt mit Heuschlacht und integrierter Bierzufuhr sowie die kontemplative Floßtour auf dem Dunajec mit lustigen Fragespielchen (Was ist da links? – Polen!? – Nein, die Slowakei! tak dalej …) und Wodka in Packpapier … Um uns noch mehr aus der Reserve zu locken, toben die Orgs erfolgreich ihre ganze Kreativität beim Sporttag aus. Haben die Teilnehmer zunächst noch wetterbedingt eine spontane Hausralley eingeschoben, gibt es bald kein Entrinnen mehr vor Wasserweitspucken, Stiefelweitkicken und Fünfbeinlauf.

Doch zurück zum Alltagsprogramm. Das Herzstück jedes Tandems ist natürlich das nachmittägliche Tandem selbst, bei dem sich verteilt auf Wiese und Terrasse zwei hochmotivierte Europäer den kulturellen Besonderheiten des jeweils Anderen widmen. Durch Losverfahren lernt man sich schnell besser kennen und mutet sich schon bald ganz ungeniert dem Muttersprachler zu :)

Ausdauer, Ehrgeiz und Konzentration also sind gefordert, um mit dem vielfältigen Programm Schritt zu halten, aber damit nicht genug. Auch spontane Kreativität ist stets vonnöten, um bei poetischen Inszenierungen, dem outdoor-Tandem mit anschließender Präsentation oder Show-Wahlkämpfen für angemessene Belustigung der Tandemer sorgen zu können. Den absoluten Kracher liefert der griechisch-bayrische Tanzabend, bei dem es ganz ohne nachmittägliche Vorbereitungsstunden an die Lachmuskulatur geht. Wessen Hand von den liebreizenden Tänzerinnen vom Tanz- und Trachtenverein Murnau noch keine Quetschungen davongetragen hat, kann seine letzten Kräfte beim nächtlichen Bierkrugstemmen lassen …

Überhaupt ist zu beobachten, dass für malerisches Staffelseeschwimmen, den ultimativen Geschlechtercontest im Fußball oder ehrgeizige Bergtouren letzte Kräfte mobilisiert werden können. Doch nach intensiver Vampirjagd gegen Ende der vier Wochen ist zunächst kaum vorstellbar, dass noch eine Brauerei, der GFPS-Abend, der polnische Tag, sowie einmal putzen und kochen bewältigt werden können …

Die offene Atmosphäre, in der so unterschiedliche Programmpunkte immer ein Erfolg waren, in der man eine tolle Gruppe, ihre Menschen und mit ihnen die Geschichte, Kultur und Traditionen der anderen so unverkrampft kennen und schätzen lernte, zeichnete den GFPS-Sprachkurs 2004 aus. Mitreißende Begeisterung strahlte zu jedem Zeitpunkt von Lehrern und Organisatoren aus und deren Ansteckungskraft sorgte dafür, dass auch zwischenzeitlicher Unmut über Zeltlager-Dauerüberraschungen schnell gelöst werden konnte. Auch die »Revolution des Deutschen Tages« erforderte Verhandlungsgeschick, denn sie hatte – ebenso wie der Putz-Diskurs – auf subtile Weise unterschiedliche Befindlichkeiten aufgedeckt.

Aber dafür waren wir doch hier, oder?!

Claudia Schäfer