Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Trinationaler Sprachkurs in Tschechien, 30.08.-13.09.2003

Ich habe am diesjährigen trinationalen Sprachkurs in Tschechien vom 30. August bis 13. September teilgenommen. Vor diesem Kurs habe ich ein Jahr Tschechisch am BOHEMICUM der Regensburger Universität gelernt. Ich erwartete von dem Kurs der GfPS, daß ich mein passives Verständnis und meine Reaktionsfähigkeit in einem Gespräch auf Tschechisch verbessere. Da ich Polnisch spreche, erhoffte ich mir, nach dem Kurs beide Sprachen besser trennen zu können. Deshalb wählte ich einen Kurs, an dem tschechische und polnische Studenten teilnahmen.

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Vormittags hatten wir Unterricht bei einer Tschechin. Im Unterricht wurde vor allem das Sprechen geübt. Einzelne grammatische Probleme wurden in jeder Stunde behandelt, waren aber nicht Schwerpunkt des Unterrichts. Unsere Lehrerin war unheimlich kreativ und spontan. So schuf sie immer neue Gesprächsthemen und einzelne Spiele, um Vokabeln zu trainieren. Dabei ging sie immer auf Ideen und Initiativen aus der Gruppe ein, so daß die Sprachstunden sehr kurzweilig und intensiv waren.

Nachmittags wurde dann beim Tandemunterricht weiter gelernt. Hier trafen wir uns mit den tschechischen Studenten, die deutsch lernten. Wir bekamen am Anfang eine Aufgabe, die wir im Tandem bearbeiteten. Dabei sprachen die Tschechen deutsch und wir Deutsche tschechisch. Natürlich verbesserten wir uns dabei oder wiesen uns auf bessere Ausdrucksmöglichkeiten hin. Positiver Nebeneffekt dieser Stunden war, daß wir uns bei der gemeinsamen Arbeit gut kennenlernten und so auch Freundschaften knüpfen konnten. Am Abend wurde das Tandem dann fortgesetzt, indem man sich weiterhin auf tschechisch und deutsch unterhielt. Beide Sprachen hielten sich dabei die Waage, weil alle ungefähr die Sprache des anderen auf Mittelstufenniveau beherrschten. Wer also tschechisch sprechen wollte, kam dabei wirklich auf seine Kosten. Ich nutzte es außerdem aus, daß viele Polen auf dem Kurs Tschechisch lernten. Viele von ihnen waren Anfänger, so daß ich mit ihnen polnisch reden konnte. Auf diese Weise trainierte ich gut, innerhalb eines Gesprächs die Sprachen zu wechseln.

Natürlich hatten wir auf diesem Sprachkurs nicht nur Unterricht. Ziel dieses Aufenthalts war auch, das andere Land sowie tschechische und polnische Studenten kennenzulernen. Wir unternahmen viele Ausflüge zum Beispiel nach Cesky Krumlov und Schloß Hluboka und wanderten im Böhmerwald. Nach den Kursen fanden sich immer Trüppchen, die längere Spaziergänge unternahmen oder im Waldsee badeten. Gemeinsam unternahmen wir eine Wanderung auf den Boubin. Der Böhmerwald wurde uns auch durch Bewohner von Lipka – wo wir wohnten – nähergebracht, die uns an einem Abend von ihrer Gegend erzählten. Einen Einblick in das Dorfleben hatten wir durch ein Spanferkelessen der Pension, in der wir schliefen.

Wir selber verbrachten miteinander vierzehn sehr intensive Tage. Schön war, daß sich keine Gruppen bildeten. Die Atmosphäre blieb so sehr offen. Wir sangen gemeinsam am Lagerfeuer und lernten in der Küche nach dem gemeinsamen Kochen tschechische Lieder. Da mehrere Deutsche Instrumente mitgebracht hatten (Gitarre, Akkordeon, Geige), wurde viel musiziert und auch dazu getanzt. Die polnischen Studenten brachten uns Polonaise, wir ihnen den bayerischen Sterntanz bei, der sich als Polka entpuppte. Am Abend tanzten wir zu neuester tschechischer, deutscher und polnischer Musik. Trotz dieser ganzen Aktivitäten, die alle sehr spontan und ungeplant entstanden, war noch genug Zeit, miteinander zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen. Einigen Teilnehmer schreibe ich auch jetzt noch regelmäßig.

Alles in allem war dieser Kurs sehr gelungen. Ich habe meine Tschechischkenntnisse deutlich verbessern können und dabei viele nette Bekannte kennengelernt. Einige von ihnen habe ich beim GfPS-Treffen in München wieder getroffen. Schön war auch, in einer tschechisch-polnisch-deutschen Gruppe vierzehn Tage zu leben. Bin ich in Polen und Tschechien, fallen mir oft keine großen Mentalitätsunterschiede auf. Auf diesem Kurs wurden sie jedoch sichtbar, was sehr interessant war. Nur schade, daß dieser Kurs nur vierzehn Tage dauerte. Am Ende hätten wir alle noch gerne eine oder zwei Wochen mehr Zeit füreinander gehabt.

U. K.