Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Deutsch-Polnischer GFPS-Sprachkurs 2001

Bericht über den GFPS-Sprachkurs 2001

Nun ist er schon wieder vorbei, der GFPS-Sprachkurs. Obwohl es doch 4 Wochen waren, verging die Zeit wie im Fluge. Angefangen hat alles im schönen Riesengebirge, in Borowice – da, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, wo der Bergbach hinterm Haus rauscht, die Grillen zirpen und wo der Briefkasten nur einmal in der Woche geleert wird.

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Und vergnüglich war es, jeden Tag von früh bis abends und nachts auch noch. Wochentags mühten wir uns immer vormittags in vier verschiedenen Unterrichtsgruppen (zwei polnische und zwei deutsche) mit der Grammatik der fremden Sprache. Dies versüßten und erleichterten uns unsere hervorragenden Lehrer sehr mit viel Phantasie und lustigen Ideen. Trotz Ferien und herrlichem Sommerwetter machte es wirklich jeden Tag Spaß, zum Unterricht zu gehen. Nach dem Mittag sind wir meist zum »Tandem« in den Garten umgezogen. Dort wurden jeden Tag neue Tandempartner ausgelost. Jeweils ein Deutscher und ein Pole (oder auch zwei Polen, weil die deutschen Teilnehmer leider in der Minderheit waren) unterhielten sich über die unterschiedlichsten Themen. Mal waren es aktuelle, mal kulturelle oder politische, für die einen interessant, für andere auch mal uninteressant, mal in Form einer Schatzsuche im Dorf, mal in Form eines lustigen Wahlkampfes … Eine sehr gute Methode, denn neben dem Lernen voneinander erfuhr man dabei sehr viel übers fremde Land, die Kultur, das Leben, Denken und die Sitten.

Photo Photo Rika przez Śnieżka/Rika vor der Schneekoppe Photo Pilgrzymy/Dreisteine Photo

War dann die Zeit des Unterrichts und der Pflicht vorbei, hatten sich unsere besten Organisatoren der Welt meist schon wieder was ausgedacht für Nachmittag und Abend. Sie hatten viele witzige Spiele vorbereitet, so zum Beispiel ein Geländespiel mit krankem Indianerhäuptling, eine finstere Vampirnacht oder eine Verkleidungsparty. Obwohl niemand etwas zum Verkleiden mit hatte, reichten doch Packpapier, Bettücher und Isomatten aus, um die herrlichsten Kostüme zu zaubern. Manchmal dauerte so ein Spiel auch mehrere Tage und lief immer nebenbei mit.

Und sonst wurde viel Volleyball gespielt, Wasserfälle und andere Sehenswürdigkeiten im Wald gesucht (wobei leider nicht immer das gewünschte Ziel erreicht wurde …), Briefe geschrieben, sich unterhalten, gelesen oder fehlender Nachtschlaf nachgeholt.

Abends war häufig Zeit für »Impreza« mit viel guter Musik und Laune, wo wir tanzten bis zum Umfallen – was oft erst sehr spät in der Nacht geschah.

Ein Höhepunkt unseres Beisammenseins war der »Romantische Abend«, an dem zahlreiche Theaterstückchen, Lieder und Gedichte zur Aufführung kamen. An diesem Abend entpuppten sich viele ungeahnte Schauspieler, Dichter und Sänger. Schön, daß es so viel Mitmachlust, Phantasie und Einfälle in unserer Gruppe gab.

Manchmal entzündeten wir ein gemütliches Lagerfeuer, saßen dort und sangen Lieder zur Gitarre. Einmal machten wir auch eine Nachtwanderung. Wegen der schönen warmen Nächte und der vielen Sterne und Sternschnuppen sind viele auf den Geschmack des »Draußenschlafens« unter freiem Himmel gekommen. Man mußte sich fast mühen, noch einen Platz auf der Wiese abzukriegen, denn da reihte sich eine Matte an die andere. Diese Vergnügen wurde leider durch den Hausmeister unseres Ferienhauses beendet, der um seine Bettdecken fürchtete.

Auch die Wochenenden waren alle wunderbar ausgefüllt. Am ersten Sonnabend fuhren wir nach Wrocław, wo wir eine sehr interessante Stadtführung bekamen. Die am Sonntag ins Regenwasser gefallene Wanderung zur Schneekoppe wurde am Dienstag nachgeholt, weshalb der Dienstagsunterricht bereits am Sonntag stattfand – so war es sehr praktisch, daß wir über unsere Zeit völlig frei verfügen konnten.

Am zweiten Wochenende hieß es schon Abschied nehmen vom schönen Riesengebirge und unserem Haus, daß uns so lieb versorgt hatte. Nach einem Zwischenstop in Dresden ging es weiter nach Speichersdorf, wo wir die zweite Hälfte unserer gemeinsamen Zeit verbrachten. Die Polen, die endlich ihr neu erworbenes Deutsch in der großen weiten Welt ausprobieren wollten, verstanden dort leider oft nur wenig, denn wir befanden uns im tiefsten Bayern.

Photo Photo Photo Photo

Nach der Zeit im wilden Riesengebirge wohnten wir jetzt in einem zivilisierten, etwas langweiligen Dorf, aber in durchaus schöner Landschaft. Hier mußten wir nun selbst kochen und putzen, was aber keineswegs ein Problem war. Im Gegenteil, es gab jeden Tag so wunderbares Essen, daß die Leute regelmäßig in lauten Beifall für die Köche ausbrachen.

An den freien Tagen in Deutschland machten wir schöne Ausflüge in einige der herrlichen alten Städte Süddeutschlands, Bamberg, Regensburg, Bayreuth und Nürnberg.

Ein weiteres Erlebnis war der Besuch beim Speichersdorfer Bürgermeister, der uns eingeladen hatte. In einem langen Vortrag über Dorfentwicklung, Feuerwehr und Fußballmannschaften (natürlich auf bayrisch) ermöglichte er uns einen Einblick ins dortige Landleben. Während die meisten der polnischen Zuhörer mit dem Schlaf zu kämpfen hatten bei den lang andauernden Erzählungen, mußten sich die Deutschen oft das Lachen verkneifen, weil er nach einer Stunde immer noch ausführlich jedes einzelne Flugzeugunglück auf dem Speichersdorfer Kunstfliegerflugplatz beschrieb. Alle waren aber wieder hellwach, als er uns am Ende der Veranstaltung ein 30-Liter-Bierfaß spendierte.

Ein großer Spaß, aber auch Herausforderung und Test waren der »deutsche« und der »polnische Tag« in der letzten Woche des Kurses. Wie der Name schon sagt, durfte an diesen Tagen jeweils nur eine Sprache gesprochen werden. Die andere war streng verboten, wofür die selbst ernannte »Polizei« mit wachsamen Ohren sorgte. Nach der langen Zeit des intensiven Lernens der Fremdsprache funktionierte das selbst bei den Muttersprachlern nicht mehr so richtig. Irgendein kleines Wörtchen rutschte immer raus. Es war auch sehr amüsant, zu beobachten, wie eine Gruppe von Polen krampfhaft versuchte, sich auf nur deutsch zu unterhalten.

Und der Abschied rückte näher. Obwohl sich doch alle wieder auf zu Hause freuten, war das ganz traurig nach den tollen vergangenen Wochen. Man kommt sich doch näher während einer so langen Zeit.

Was tun, wenn man sich gern mag und sich wiedersehen möchte? – man plant ein gemeinsames Silvester. Und wo? – natürlich im Riesengebirge, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und wo der Briefkasten nur einmal in der Woche geleert wird …

Theresa Berndt


Photos vom Sprachkurs

Photos vom GFPS-Sprachkurs 2001

Gustaf Mossakowski